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Bericht von Traction-Reparaturkurs für Anfänger
April 2008
Kay Goerke, Schwetzingen
   
Donnerstag Nachmittag, der Blick zum Himmel zeigt dunkle Wolken über der Kurpfalz, aber zum Glück keinen Regen. Nicht gerade das Prachtwetter für eine Ausfahrt mit einem knapp 56 Jahre alten Auto, zumal im Schwarzwald sogar noch Schnee liegen soll… Aber nun gilt es: Morgen früh soll in Benken bei Schaffhausen der nächste Reparaturkurs für Anfänger beginnen, und zwischen Heidelberg und dem Ziel liegen gute 320 km. Und siehe da, knappe 5 Stunden später nach vielen Kurven im Schwarzwald und einem kleinen Stück auf der Autobahn rollen wir dann auch wohlbehalten wenn auch nicht gerade mit den wärmsten Füssen im Chellhof bei Agi und Daniel Eberli ein. Voller Bewunderung dürfen wir unser Quartier im klassischen Stil der 30-er Jahre beziehen. Welch wundervolle Idee, welche Liebe zum Detail ! Könnte man stilvoller wohnen ? Ich glaube es kaum.

Bed and Breakfast in Benken

Nach einem wärmendem Abendessen sitzen wir dann noch gemütlich mit Agi und Daniel bei einem Gläschen Rotwein zusammen und lernen uns kennen, bevor wir uns (mein Sohn Niklas, 18 Jahre und meine Wenigkeit) in unsere historischen Betten kuscheln. Nach erholsamen Schlaf und einem üppigen Frühstück geht’s dann endlich richtig zur Sache.Neun wissbegierige Tractionisten aus der Schweiz und Deutschland hängen dann förmlich an Daniels Lippen, der es schafft einen kompletten Tag mit Theorie über unsere ach so geliebten Fahrzeuge so anschaulich und logisch zu füllen, dass es uns auch nicht eine Minute langweilig wird. Von den Prinzipien des Motors bis zu Feinheiten der Wartung und Einwinterung spannt er einen Bogen, der neben der Elektrik, der Benzinzufuhr, dem Getriebe, den Ventilen, der Zündung und Karosserie alle Fragen berührt, die man eigentlich immer schon mal stellen wollte, sich aber nie zu anzusprechen traute. Die gekonnte Mischung aus fundiertem Wissen und einen schier unendlichen Erfahrungsschatz in Kombination mit einer PC-gestützen Präsentation und vielen plastischen Anschauungsobjekten lassen die Zeit viel zu schnell vorübergehen.
Nur unterbrochen von einem hervorragenden Mittagessen ist der Abend schnell erreicht. In gemütlicher Runde klingt auch dieser Tag im Wohnzimmer der Eberlis aus.
Der Samstag steht dann ganz im Lichte der praktischen Anwendung des soeben theoretisch Erlernten. Nacheinander werden alle anwesenden 11-er in der Garage unter die Lupe und sachkundigen Hände von Daniel und vielleicht etwas weniger sachkundigen Hände der Kursteilnehmer genommen. Wertvolle und individuelle Kommentare zu den Motoren, die Möglichkeit für jeden unter Aufsicht die Ventile einzustellen, die spannende Fehlersuche bei einem Wagen mit Leistungsverlust und natürlich die Beseitigung desselben (des Fehlers natürlich, nicht des Wagens..) lassen partout keine Langeweile aufkommen.

Alle Mannen ans Werk

Keine Scheu vor Motoren

Und immer wieder die vielen kleinen praktischen Tipps und Tricks, die das Schrauben so unendlich erleichtern können…Könnte man sie doch alle behalten und zum richtigen Zeitpunkt von der internen Festplatte wieder abrufen…Aber was sicher hängen bleibt ist die Logik, mit der Daniel viele Dinge erklären kann. So kann man sich die meisten Tatsachen doch wieder problemlos ins Gedächtnis rufen. Dass auch dieser Tag natürlich auch viel zu kurz war, bedarf wohl kaum einer Erwähnung…

Wie gerne würden wir Daniel mal eine ganze Woche über die Schulter sehen, aber der Sonntag war der (völlig problemlosen) Rückfahrt gewidmet, die uns über Tübingen wieder nach Schwetzigen führte, diesmal leider mit etwas mehr Regen und einem ganz dezenten Klingeln im Motorraum… (aber das gehört jetzt wirklich nicht hierher).

Was der Kurs bei mir persönlich bewirkt hat, ist dass ich die Scheu vor der Materie verloren habe, an einem historischen Fahrzeug mehr als nur Benzin, Öl und Wasser nachzufüllen. Ich werde sicher nicht mit einer kompletten Motorrevision nächste Woche beginnen, aber die „To do“ Liste wird irgendwie immer länger, und ich freue mich drauf diese nach und nach abzuarbeiten.

Abschließen möchte ich diesen Bericht mit einem Dank an die anderen Teilnehmer für die tolle Atmosphäre, die Hilfsbereitschaft und den Verzicht auf allzu viel Schwyzerdytsch. Und natürlich an unsere unermüdlichen Gastgeber Agi und Daniel Eberli.
Ein Kurs, der eigentlich zur Pflicht für jeden Tractionisten gemacht werden sollte.