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Von kleinen Eisenbahnen und grossen Töffen

CTAC-Ost-Ausfahrt vom 1.5.2011

Rudolf Weber

Erlebniswelt Toggenburg

Im toggenburgerstädtchen Lichtensteig staunten die Bürger am 1. Mai 2011 nicht schlecht. Statt demonstrierende Proletarier, wie etwa in Zürich, überfielen von allen Seiten seltsamte Fahrzeuge den sonst ruhigen Flecken. Die angejahrten Wagen gab es in jeglichen Farben und Zuständen, mal sass ein einsamer Rentner am Steuer, mal war ein Auto mit fünf Personen besetzt. Doch eines hatten sie gemeinsam, eine unerhört elegante, schwungvolle Form. Wurde hier vielleicht statt des Tages der Arbeit der Tag der Oldtimer zelebriert?

Nein - es handelte sich "nur" um den ersten Ausflug des CTAC in diesem Jahr, der wie immer in unserem Club, eine rege Beteiligung fand. Und da nach dem Winterhalbjahr Tractionisten häufig unter Entzug leiden, ist das erste Jahrestreffen jeweils besonders gut bestückt.

Doch ist noch ein weiterer Grund für den grossen Zulauf zu erwähnen. Die Organisatoren hatte sich ein äusserst attraktives Programm einfallen lassen. Markus "Muck" Roth, frischernanntes Vorstandsmitglied der Region Ost, lud zusammen mit seinem Ko-Vorstand Werner König, in die Erlebniswelt Toggenburg ein, welche als Hauptattraktion die grösste Modelleisenbahn mit Spur Null in Europa beherbergt. Die auf dem Parkplatz vor einem alten Webereigebäude den gegen 30 Fahrzeugen entströmenden Besucher folgten im Inneren den Erläuterungen eines sachkundigen Führers mit grossem Interesse.

Die Anlage basiert auf der Freizeitarbeit eines gewissen Ludwig Weibels, welcher auf Weihnachten 1942 einen Zug mit einen Schienenkreis geschenkt bekam. Unter Mithilfe seines Vaters (des toggenburger Textilfabrikanten Paul Weibel) wurde die Modellanlage nach und nach ergänzt und ausgebaut bis sie die unglaubliche Grösse von 40 mal 12 Metern erreichte. Nach verschiedenen Ausstellungen, u.a. auch im Glattzentrum in Wallisellen, versank die zerlegbare Konstruktion in einem Lagerraum in Zürich in einen Dornröschenschlaf.

Als sich der Besitzer endgültig von seinem Werk trennen wollte, organisierten sich 2002 einige Eisenbahnfans im Toggenburg. Sie fanden, dass die spektakuläre Anlage in ihre Heimat zurückfinden sollte. Unter grossem Aufwand wurden die Steuertechnik, die Fahrzeuge und die Kulissen wieder funktionsfähig und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Besonders eindrücklich - dies wurde in einer Vorführung gezeigt - ist die Blocksteuerung nach dem Vorbild der richtigen Bahnen, um Zusammenstösse zu vermeiden. Jedes Geleisestück, welches durch einen Zug durchfahren wird, ist für andere Züge gesperrt. Das wird nicht durch ein Computerprogramm sichergestellt sondern durch unzählige Telefonrelais und mehreren Kilometern Drähten.

modelleisenbahn spur Null toggenburg

Die 1300 Meter Schienen sind alle mit Lämpchen auf den Strommasten beleuchtet und es lässt sich Tag und Nachtbeleuchtung simulieren. Eine Steuertrommel, ähnlich der Walze einer Musikdose, enthält ein mechanisches Programm, welches eine 25 minütige vollautomatische Vorführung der Züge ermöglicht.

Damit ist aber die Erlebniswelt Toggenburg noch lange nicht ausgeschöpft, beherbergt sie doch auch noch eine umfangreiche Töffsammlung, eine Sammlung landwirtschaftlicher Geräte mit Schwergewicht auf Rapid-Maschinen, eine Modelleisenbahn- und -Dampfmaschinensammlung sowie neuerdings eine Weihnachtskrippenausstellung.

Motorraeder erlebniswelt toggenburg

Kein Wunder, war es schwierig, die Tractionisten um 12 Uhr zu bewegen, das faszinierende Museum zu verlassen und zu den Fahrzeugen zurückzukehren. Bei schönen Wetter wurde die Fahrt auf den Ricken in Angriff genommen, wobei mit dem neuen Vorstandsmitglied auch gleich eine neue Organisationsform für die Fahrt eingeführt wurde. Markus Roth verteilte allen Fahrern ein sorgfältig erstelltes Roadbook, welches das sichere Navigieren zum Mittagsziel sicherstellen sollte.

Rickenpass

Es wäre zwar nicht schwierig gewesen, den angepeilten Rickenpass zu finden, doch dank den guten Beziehungen des OK durften die Tractionisten die sonst für den Motorfahrzeugverkehr gesperrte, alte Rickenstrasse befahren. Diese führte durch von Hahnenfuss und Löwenzahn gelb leuchtende Wiesen in angenehmer Steigung auf die Passhöhe.

CTAC Sternen Uetliburg

Bald darauf war auch Üetliburg (nein- das liegt nicht in der Nähe des Üetliberges) erreicht, wo uns das Restaurant Sternen ein köstliches Röstibuffet bot. Nach den üblichen Rost- und Ölgesprächen wurde gegen 16 Uhr die Heimreise individuell in Angriff genommen.