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Sammlungsvervollständigung

Thomas Loebenstein

Es war noch Winter, es war wirklich saukalt bis unter -20 C, was macht man da ? Richtig, man denkt daran ein Cabriolet zu kaufen. Natürlich eine Zitrone, ist ja eine Südfrucht, passend zum Wetter. Traction Roadster sind inzwischen preislich durch die Decke gegangen, aber fehlt mir nicht noch eine Propulsion arriere ?
Das Studium der Homepage des CTAC fördert Interessantes zu Tage: AC 4 Torpedo 1930 vom Klubkollegen Max Baumgartner, vor Jahr und Tag renoviert und regelmässig gefahren.
E Mail- und Telefonverkehr folgen, Auskünfte von Klubkollegen sind positiv –„der ist bei einer Pässefahrt nicht einmal heiss geworden“ – klingt alles sehr gut.
Noch besser klingt, dass das Auto französische Papiere hat, also auch kein Zoll zu zahlen ist.
Preisverhandlungen geraten eher kurz, mein grosszügiges Angebot wird von Max mit tränenerstickter Stimme schliesslich angenommen.
Da war aber leider noch ein gar nicht so kleines Hindernis: In der Garage stand ja noch ein Ford Model A Roadster Deluxe 1930 , ein wunderschönes Auto in +1 Zustand. Der muss weg, passt ohnehin nicht zu Traction 15/6, 2 CV und DS 21 Cabriolet Usine. Aber wie ?

Ford A

Glücksfall – in 2 Monaten ist eine grosse Oldtimerauktion in Wien, da könnte man das Auto einbringen und mit Limit verkaufen.
Max ist grosszügig und willigt ein, den AC 4 bis nach der Auktion zu halten und mir das Vorkaufsrecht einzuräumen – danke !
Der Experte vom Dorotheum begutachtet den Ford und ist sehr angetan, der Schätzpreis macht mich stolz, jetzt braucht ihn nur noch jemand ersteigern.
2 Tage vor der Auktion fahre ich das Auto natürlich auf eigener Achse zum Auktionsort am anderen Ende von Wien, und gerate in einen Gewitter- und Regensturm. Bei der Ankunft erwartet mich schon das Fernsehen, das Interview wird am nächsten Tag gesendet und erweist sich als hilfreich für den Verkauf.
Am D(orotheums)-Day ist die Anspannung gross, das Auto geht nach Deutschland, der Preis war nennenswert über dem Limit, der erste Empfänger einer SMS erhielt folgende Mitteilung:
Beginne Dich von Deinem Auto zu verabschieden !

Nächster Akt: Den AC 4 besichtigen und alles auch formal fix machen. Dazu wird ein Flug nach Altenrhein gebucht. Max wird mich abholen, dann machen wir eine Probefahrt, ordnen die Papiere und unterschreiben, am späteren Abend noch ausreichende Nahrungszufuhr und Durchspülung in Rehetobel.
Und so war es dann auch: Freitag Abend erwartet mich Max mit seiner Traction am Flugplatz, bei herrlichem Wetter geht es nach Rehetobel wo uns schon Hilde, Hund und Katzen erwarten.
Der AC 4 wird aus der Garage geholt, die Patina des Autos ist überwältigend ehrlich und sympatisch, kurze Erklärungen der Bedienung folgen, dann geht es auf die Probefahrt im kurvenreichen und durchaus steilen Gelände des Appenzeller Landes.

Citroën AC4

Zuerst fährt Max, dann übernehme ich – und beim ersten Tritt auf die Bremse prüfen wir die Festigkeit der Windschutzscheibe. Der Ford hat Bremsen, die ich mit dem Spruch „das Auto hat keinen Bremsweg, sondern nur Weg“ qualifiziert habe, der AC 4 hat Servobremsen die ihren Namen verdienen – ein Traum ! Die Lenkung ist fast spielfrei, natürlich schwergängig, aber gut beherrschbar, das Getriebe und die Kupplung dem Baujahr entsprechend, es klappert nichts und wir kommen wieder heil zu Hause an. Kurze Schrecksekunde – das ist ja ein Commerciale, der ist doch länger als ein normaler Torpedo – wird der überhaupt mit diesem Wendekreis in der heimischen Tiefgarage zu bewegen sein ? Sch.… drauf – gekauft !
Der Papierkrieg wird erledigt, dann wird das Kulinarische gepflegt, herrliches Lamm, Schinken, Speck, Brot, Salat und vor allem roter Landwein in nenneswerter Menge.
Hilde hat mir das Gästezimmer vorbereitet – ich habe wunderbar geschlafen.

Appenzellerland

Samstag war Ausflugstag – Max und ich sind an den Walensee gefahren, dort habe ich in Quinten mit Frau und Kindern 18 Jahre lang die Ferien im Haus der Schwiegereltern verbracht.

Walensee

Ein Wiedersehen nach 23 Jahren Abwesenheit wegen der Scheidung – die halbe Familie hat mich überraschend erwartet und sich von mir ins Seehus einladen lassen. Was für ein lustiges, nostalgisches Essen.

Quinten

Den Abend verbringen wir bei herrlichem Essen (schon wieder) in einem Restaurant in Rehetobel, am Sonntag bringen mich Max und Hilde nach Altenrhein, mehrere Flugzeugklassiker machen die Wartezeit bis zum Abflug vergnüglich.

Zero

Und jetzt sitze ich hier und warte, dass mein AC 4 in 5 Tagen nach Wien kommt.
Was sich in der Zwischenzeit getan hat? Fortsetzung folgt !