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Am "Repas de fin d'année" des Clubs 34-57

20.11.2004

Rudolf Weber

Am 13. ICCCR kam es seit langem wieder einmal zu einer offiziellen Begegnung der zwei Schweizer Traction Clubs. Eigentlich weiss niemand mehr so genau, weshalb die in den Anfangszeiten der organisierten Tractionisten existierende Kooperation schon in den 70er Jahre versandet ist. Deshalb war die Frage eines Neuanfangs aktuell. Nicht dass etwa die beiden Clubs fusioniert werden sollen. Dazu sind die Kulturen zu verschieden und die Distanzen für gemeinsame Treffen zu gross. Aber eine gewisse Zusammenarbeit und ab und zu eine gemeinsame Ausfahrt dürften von beiderseitigem Interesse sein. So der Grundtenor in Interlaken.

Der Club 34-57 hat den Worten Taten folgen lassen und seine Deutschschweizer Kollegen zu seinem traditionellen Jahresendessen eingeladen. Noch vielen die Reaktionen zögerlich aus. Einerseits konnte dieser Ausflug an den Bielersee wetterhalber nicht als Oldtimer-Ausfahrt durchgeführt werden und andererseits ist da doch noch diese seltsame Sprache, die unserer Miteidgenossen jenseits der Saane sprechen.

Trotz dieser widrigen Umstände kam dann doch eine elfköpfige Delegation zustande, welche den CTAC würdig vertreten sollte. Der Treffpunkt hatte wohl Symbolcharakter. Eingeladen wurden nämlich nach La Neuveville - der erste welsche Ort, den man erreicht, wenn man entlang dem Bielersee die Deutschschweiz hinter sich lässt. Auch muss dort nicht der Saanegraben überquert werden, die berühmte Röstigrenze besteht nur aus einem Rinnsaal eines Bächleins, welches nicht weiter aufgefallen wäre, hätte der hier einheimische Men Andry nicht darauf hingewiesen. Dieser wohnt nämlich gleich auf der anderen - noch deutschsprachigen Seite, aber nur einen Steinwurf vom Treffpunkt entfernt.

Der Webmaster mit dem Päsidenten in spe statteten nämlich diesem weinbauernden Clubmitglied im Vorfeld des Treffens einen Besuch ab, um dort direkt ab der Quelle einen kleinen Posten des legendären ICCCR 13 Weins zu erstehen. Dass Mens Autolager aber einiges grösser als sein Weinlager ist, musste vor Ort konsterniert zur Kenntnis genommen werden. Allen Clubkollegen, welche immer wieder durch ihre Ehefrauen bedrängt werden, doch ihr Hobby auf etwas kleinerem Platz auszuüben, sei ein Besuch bei Men Andry empfohlen. Eine heilsame Wirkung auf die Angetraute ist garantiert, den im Vergleich mit Men dürften auch extensive Bastler den kürzeren ziehen.
Der stolze C6 six ziert sich heute...    

Nicht weniger als neun Fahrzeuge stehen in seiner Garage/Werkstätte und trotzdem müssen weitere drei oder vier Autos davor parkiert werden, weil auch dieser Riesenraum einmal voll ist. Prunkstück ist sicher ein C6 Phaeton von Citroen, welches auch Augen zum glänzen bringt, welche sonst eher moderne Wagen vorziehen. Leider war aber dieses für den Besuch bei den Romands vorgesehene Prunkstück trotz exzellentem Zustand nicht dazu zu bewegen, auf allen Zylindern zu laufen. So konnte der Veteran mangels Motorenkraft die Rampe aus der Garage nicht bewältigen. Schade!

...trotz perfekt restauriertem Motor

Was schätzen Deutschschweizer an einem Treffen? Den Besuch eines Weinkellers. Und die Welschen? Sie besuchen gleich zwei Weinkeller.So traf man sich zu einem Apéro im "Cave de Berne". Vor dieser Kellerei standen - wir Deutschschweizer mussten es es konsterniert zur Kenntnis nehmen - eine ganze Reihe von Tractions obwohl die Temperatur um den Gefrierpunkt lag und auf den Nachmittag Schneeschauer angesagt waren. Im inneren war eine fröhliche Gesellschaft versammelt, jüngere und ältere Tractionisten, Herren und Damen, Erwachsene und Kinder. Damit kam nun die Stunde der Wahrheit.

Zum war der Raum geheizt    
Tief im Untergrund des Gehirns galt es letzte verbliebene Kenntnisse des Schulfranzösisch hervorzuklauben und zu versuchen diese holprigen Sätze , an den Mann resp. an die Frau zu bringen. Zum Glück wurde dazu Weisswein ausgeschenkt, was doch half, die Zunge etwas zu lösen. Immerhin machte das Hobby Traction es einfach, gemeinsame Gesprächsthemen zu finden. Zur grossen Überraschung kam es aber mehr als einmal vor, dass nach einigen Sätzen das welsche Gegenüber in einen akzentfreien Deutschschweizer Mundartdialekt verfiel und damit allfällige Sprachbarrieren abbaute.
Noch sind die Deutschschweizer unter sich
Nicht alle Mitglieder des Clubs 34-57 sind nämlich in der Westschweiz geboren worden sondern wanderten aus beruflichen Gründen in die Romandie. Nach einer Stunde wurde zum Aufbruch geblasen um in fröhlicher Kolonnenfahrt ins Zentrum von La Neuveville vorzustossen. Dort wartete der "Caveau de la court de Berne" auf uns, eine herrschaftliche ehemalige Trotte, die heute für Anlässe zur Verfügung steht. In der Region um La Neuveville besitzt die Stadt Bern bis auf den heutigen Tag grössere Rebgebiete und keltert diese zum Berner Stadtwein.
Caveau de la court de Berne    
Heute wird natürlich auf modernen Anlagen produziert, so dass die alten Räumlichkeiten benutzt werden können, um allerhand Winzergerät von früher auszustellen. Dominant steht in der Mitte ein gigantischer Trottbaum mit dem man früher, natürlich mit Menschenkraft, Wein gepresst hat.Ein "Fondue Vigneronne" erlabte die Hungernden und gab Gelegenheit zu weiteren Gesprächen. Unter anderem gab sich ein Tractionist als ausgewanderter St. Moritzer zu erkennen, der heute Steuermann auf einem Genferseedampfschiff ist! Die Karriere eines anderen führte aus der Ostschweiz über die Maggi in Kempthal zum Hauptsitz der Nestle in Vevey.
Walti Homberger geht das Französisch - dank Internatserfahrung - locker über die Lippen
Zwei Jurassier, welche man nun wirklich als Ur-Romands eingestuft hätte, wechselten auch unversehen in unser heimisches Idiom.Der Club 34 - 57 ist durchaus mit dem CTAC zu vergleichen. Ebenfalls trifft man sich regelmässig zu Ausfahrten oder, wie heute, zu traditionellen Zusammenkünften.Zwar ist Internet und E-Mail für die meisten ein Fremdwort, dafür führen sie eine zentrale Ersatzteilstelle, und erzielen bei Lieferanten dank Mengenbestellungen Rabatte. An bestimmten Tagen kann man sich hier auch alle notwendigen Spezialwerkzeuge ausleihen und wird von Fachleuten beraten.
Berühmt ist dieser Club auch für seine Alpenfahrten, welche alle zwei Jahre stattfinden. Dabei werden während einer Wochen eine ganze Reihe von Pässen in Angriff genommen und Abends ausführlich die Geselligkeit gepflegt. Dieses Jahr findet die "Alpenfahrt" allerdings in den Pyrenäen statt.

Louis Burnens ist langjähriger Präsident und kommt zusammen mit seinem Vize auf 50 Präsidialjahre. In einer kurzen Ansprache freute er sich unter anderem über die Anwesenheit der CTAC-Kollegen und gab der Hoffnung Ausdruck, dass dies der Beginn einer näheren Zusammenarbeit zwischen den Clubs sei.

Einer der schönsten Keller der Region

Walti Homberger, Vizepräsident CTAC erwiderte zum Schluss des Anlasses den Dank und lud die welschen Kollegen gleich zu einem gemeinsamen Anlass ein. Am 14. 8. 2005 wird die Region West also die Ehre haben, eine gemeinsame Ausfahrt in der Nähe der Sprachgrenze durchzuführen.

Um sein Versprechen zu besiegeln überreichte Walti Homberger schon mal den Apero-Wein für den 14.8.05, ein Kistchen ICCCR 13 Jubiläumswein aus dem Keller von Men Andry.

Der 34-57 Präsident und der CTAC-Vize
Dieser Anlass war für alle Teilnehmer ein schönes Erlebnis und es ist zu hoffen, dass dieser Bericht dazu beihilft, Tractionisten beiderseits der Saane dazu zu motivieren, an künftigen gemeinsamen Anlässen teilzunehmen.
       
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