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1-2-3-Zündung im 15/Six

Daniel Eberli

Am ICCCR in Interlaken weckte ein eleganter, gut besuchter Informationsstand ganz in der Nähe meines eigenen, für den Verkauf meiner Reparaturbroschüre eingerichteten Standes meine Neugier. Die holländische Firma 1-2-3-Ignition warb für ihr Produkt, einen neu entwickelten Zündverteiler mit integrierter Elektronik für mehrere Citroën Typen.
Was die Traction betrifft, so waren zwei Typen im Angebot, einer für 6-Zylinder, einer für 4-Zylinder, wobei das Modell für den 4-Zylinder auch für andere Autos (z.B. ID/DS) verwendet werden kann.
Bemerkenswert ist, dass die drehzahlabhängige Zündverstellung elektronisch genau nach den Vorgaben des Motorenherstellers programmiert ist. Bei den 4-Zylinder-Modellen kann die Kennlinie für verschiedene Motoren eingestellt werden, beim 6-Zylinder ist sie fix.
Die Demonstration an der eigens dafür aufgebauten Testanlage wirkte überzeugend. Der Zündzeitpunkt schien dort tatsächlich sehr präzise und stabil zu sein. Dennoch blieb eine gewisse Skepsis, denn man weiss ja, wie oft Kunden an ähnlichen Demonstrationen getäuscht werden. – Wer hat nicht zu Hause eine mittlerweile eingetrocknete Tube eines Wunderklebers, den er mal an einem vergleichbaren Anlass teuer gekauft hat…
Die Startschwierigkeiten meines Six bei warmem Motor sind mittlerweile weit herum bekannt. Ich hatte mich auch schon nach einem neuen Zündverteiler umgesehen, aber gute Stücke sind rar. Der hohe Preis von Fr. 600.- hatte mich aber doch abgehalten, einen an einem Teilemarkt angebotenen neuwertigen Verteiler für meinen 15/Six zu kaufen.
Der Zündverteiler von 1-2-3 wurde für rund Fr. 460.- angeboten. Für diesen Betrag erhält man nicht nur einen ganz neuen Verteiler inklusive integrierter - das heisst, von aussen nicht sichtbarer – Elektronik, sondern auch eine gewisse Gewähr, dass neue Verteilerkappen auch in Zukunft zu bekommen sind.
Ich besprach mich zwei weiteren Six-Fahrern, und gemeinsam entschlossen wir uns zum Kauf.

Kaum zu Hause, wurden das neue Teil eingebaut. Der Wechsel gestaltet sich absolut problemlos. Der alte Verteiler wird gelöst, nachdem man sich die Position der Rotors und die Reihenfolge der Zündkabel gemerkt hat. Danach wird der neue Verteiler eingebaut. Drei Kabel sind anzuschliessen: Zwei dünne für + und – sowie das Dicke für die Hochspannung von der Zündspule. Die Arbeiten schienen mir so einfach, dass ich darauf verzichtete, die Gebrauchsanweisung zu lesen.
Wichtig ist, – besonders wenn eine manuelle Verstellung für den Zündzeitpunkt vorhanden ist – dass ein separates Massekabel an den Zündverteiler geführt wird. Dieses müsste bereits beim alten, mechanischen Zündverteiler vorhanden sein; bei der neuen, elektronischen Zündung ist es unabdingbar, ansonsten muss mit Fehlfunktionen gerechnet werden.

Danach muss die Zündung eingestellt werden, ein Arbeitsschritt, welchen ich schon oft erledigt habe, und der in meiner Reparaturbroschüre beschrieben ist. Beim "1-2-3-Ignition"-Zündverteiler wird dieser Schritt insofern erleichtert, als dass eine Leuchtdiode den Moment der Zündung anzeigt, so dass keine externe Kontrolllampe angeschlossen werden muss. Der Zündverteiler wäre mit einer internen Vakuumdose ohne bewegliche Teile ausgestattet, doch ist mein Auto nicht für den entsprechenden Anschluss vorbereitet.
Nachdem die Zündkerzen, welche ich zum leichteren Drehen des Motors ausgebaut hatte, wieder eingedreht waren, kam der grosse Moment: Ein Zug am Anlasser – das Ritzel griff in den Zahnkranz – und der Motor sprang an, bevor die Kurbelwelle eine ganze Umdrehung gemacht hatte.
Die nachfolgende Probefahrt begeisterte mich: Da ich den Zündvereilter auf der Originalplatte eingebaut habe, lässt sich der Zündzeitpunkt wie vor dem Wechsel von Hand noch verstellen. Abgesehen davon, dass die Kalt- und Warmstart-Eigenschaften verbessert sind, erfreut der Motor vor allem im tieferen Drehzahlbereich durch verbesserte Laufruhe. Subjektiv empfinde ich das Drehmoment in tieferen Drehzahlen höher als bei der konventionellen Zündung, doch kann ich dies nicht belegen.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die elektronische Zündung weitgehend wartungsfrei ist. Es gibt keinen Unterbrecher, der sich abnutzen und einbrennen könnte, und ich rechne sogar damit, dass auch der Verteilerdeckel, bedingt durch die grössere Präzision des Zündzeitpunktes, eine längere Lebenserwartung hat.
Zweimal, einmal im steilen Aufstieg zum Girenbad (Tösstal), einmal beim Beschleunigen auf der Autostrasse (immer, wenn bei hoher Drehzahl viel Leistung verlangt wurde) erlebte ich kurze, einzelne Aussetzer. Einer der beiden anderen Six-Fahrer mit der 1-2-3 Ignition machte mich darauf aufmerksam, dass gemäss Einbauanleitung das Hochspannungskabel nicht in engem Kontakt mit den beiden dünnen Kabeln geführt werden darf. Seit ich diesen Fehler – ich hatte anfänglich alle drei Kabel im gleichen Schlauch zusammengefasst - korrigiert habe, ist das Problem nicht mehr aufgetaucht. Den alten originalen Zündverteiler führe ich als Reserve im Auto mit.
Fazit: Ich bin mit dem Umbau voll und ganz zufrieden und würde ihn wieder vornehmen. Die beiden Kollegen, welche ebenfalls die neue Zündung eingebaut haben (einer davon sogar in ein englisches Modell, welches zuerst von "+ auf Masse" auf "- auf Masse" umgebaut werden musste) schwärmen ebenfalls von den positiven Erfahrungen.
Die Firma 1-2-3-Ignition aus Holland arbeitet zur Zeit daran, auch für Fahrzeuge anderer Marken elektronische Zündverteiler zu entwickeln und auf dem Markt anzubieten. Informationen sind zu finden auf dem Internet unter http://www.123ignition.nl/. Es ist absehbar, dass die neuen Produkte in das Programm unserer Clubgaragisten aufgenommen werden.


Daniel Eberli