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Am Bliibler Heiri sin Deekaawee | ||
Mit einer kleinen Serie von Mundartgeschichten möchte ich versuchen, die Zeiten, in denen unsere Tractions noch das tägliche Verkehrsbild prägten, wieder zu geben. Diese Geschichten aus der Zeit, da Autobahnen eine Seltenheit waren, dafür auf den Strassen ausserorts noch keine Geschwindigkeitsbegrenzung herrschte und am Sonntagabend am Radio die Sendung für Automobilisten "Chömed guet hei" ausgestrahlt wurde, enthalten viel ländliches Lokalkolorit. Dies entspricht meinen Erinnerungen und meiner damaligen Sichtweise, auch wenn schon damals mein Horizont etwas weiter war, als bis zum Grütemer Rebberg. – Übrigens: Dinhard – oder "Diinert", wie die "Eingeborgenen" sagen, liegt am Rande des Zürcher Weinlandes, ungefähr 10 Kilometer nördlich von Winterthur. |
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Daniel Eberli | ||
Bi dere Gschicht han ich numme wenig Näme gänderet. Erschtens schpillt si in ere Ziit, wo no niemer vo Dateschutz gredt hät, und zweitens isch en grosse Teil vo de Lüüt underzwüschet furtzoge oder liit uf em Diinerter Fridhof und hät (hoffetli) sini Rueh. Emal, um nünzäsächsesächzg oder sibenesächzg ume – ich weiss nüme genau, wänn - hät min Vatter en ur-alte, grüene Deekaawee heibracht. - Bi mim Vatter isch es ganz eidüütig, dass öiseri Familie vo de Jeger und Sammler abschtammt. No hüt phackt er jedi Glägeheit (obwool's es bitzeli besser worden isch), und furtgheie chaner au nüüt. (Bösi Zunge wärded jetzt behaupte: "Der Apfel fällt nicht weit vom Schtamm!") Eso isch em ebe am Bliibler Heiri sin Deekaawee "zuegloffe". Aber ich mues glaub am Aafang aafange. Waarschiinli möged sich numme no di eltere vo Ihne an Bliibler Heiri erinnere. Er isch während Jaarzähnte z'Diinert Pöschtler gsii, und mir isch er als chliises Manndli in Erinnerig blibe. Mini Eltere händ im Schpaatherbscht nünzäzwoesächzg d'Schtell vom Poschthalter vo Diinert übernoo. Das heisst, gnau gnoo händ's zwoo Schtellen übernoo, die vom Bliibler Heiri und siinere Frau, wo's Büro z'Chilediinert gha hät, und die vom Jakob Roth, wo s'Büro im Bahnhof z'Welsike gha hät und für de Zueschtelldienscht z'Äschlike und z'Welsike zueschtändig gsii isch. S'Büro z'Welsike hät er dänn näbed sineren Arbet als Bahnhofvorschtand no phalte bis zur Pensionierig. Min Vatter hät dozmaal no sis erschte-n-Auto gha, wo-n-er vo Züri, wo-n-er vorhär gwont und gschaffet hät, mitpracht hät, en IFA F9. Aber ich schweife-n-ab. Also, wi gseit, de Bliibler Heiri isch es chliises, chrumms Manndli gsii. S'erscht Mal, wo-n-ich en gsee han, bin ich als Drittklässler uf em Pauseplatz vom Schuelhuus umeghanget. |
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De Bliibler isch mit sim grüene Deekaawee gmüetlich dehär ghotteret und hät mim Vatter di neu Tuur zeiget. Mini Eltere händ gseit, es seg en Landi-Deekaawee mit Frontaatriib. Me heg das Modäll a de Landi nünedrissg als Schwiizer Lizänzbou vorgschtellt. (Hütt wür me säge: Swiss Finisch".)Das Auto hät ähnlich usgsee, wien en Zitroän Léschäär, numme zwo Nummere chliiner. | ||
DKW F8 | ||
E Zitrone het au nie zum Bliibler passt, aber de Deekaawee isch exakt s'richtige Gfährt gsii für ihn.
De Bliibler Heiri hät nümme guet ghört, und wil doozmal no kei normals Auto en Drèhzahlmässer gha hät, hät er amigs Gas geh, bis er d' Vibrazione vom Auto gschpüürt hät. Wänn er dänn wider ab em Gas isch, hät dä Zweithakter natürlich ganz typisch gchnatteret. Drum hät de Bliibler Heiri au de Übername "Rämmdedämm" ghaa. |
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Emal ame-n-e schöne Tag isch de "Rämmdedämm" wie gwöhnli hindersi us sinere Garasch usegfaare. Aber weiss de Tüüfel, entweder hät a dem Taag de Bliibler echli mee als susch uf's Gaas truckt, oder er hät nid eso schnäll mögen am Schtürrad treie wie susch – uf all Fäll hät er s'Schtrössli nid ganz preicht. Mit zweine Reder isch er ämal näbed em Wääg gsii. Deet isch aber dänn zimli glii s'Walter's Gartehaag choo. | ||
DKW 3=6 | ||
Will dè nümme de nöischt gsii isch, hät er de Schtossschtange vom Deekaawee nid vill Widerschtand möge büüte. Er isch flachgleit worden und Schéieli um Schéieli underem Auto verschwunde. D'Frau Walter, wo grad im Garte nach de Bohne glueget hät, hät sich möge mit emene schnälle Schprung uf d Siite rette. Dänn aber isch de Raame vom Deekaawee uf em Müürli uufgschtande, d'Redli händ läär trääht und s'Auto isch schtillgschtande. Eis vo de Scheieli vom Gartehaag muess sich zwüschet em Schassi, em Müürli und em Uuspuff verchlämmt haa. Das tünne, roschtige Röörli hät la gah, und dä Deekaawee hät zimli luut gknatteret. Jetz hät au de Bliibler Heiri gmerkt, dass öppis nid ganz normal isch. Er isch uusgschtige und echli ungschickt i de Tängketli umenand gschtolperet. D'Frau Walter hät entsetzt iri Händ überem Chopf zämeschlagen und grüeft: "Jesses Herr Bliibler, si fahred mir ja im Garten umenand!". De "Rämmdedämm" hät sich am Wagetach abgschtützt, umenand glueget und mit de grösschte Sälbverschtäntlichkeit gseit: "Was, iich im Garte? – Aber doch nid iich!". De Lenggehager hät dänn mit sim alte Traktor em Bliibler sin Deekaawee vom Müürli abezoge. Glii drufabe hät dänn en nigel-nagel-nöie Gartehaag s'Grundschtück vo's Walters zieret. De Bliibler-Heiri isch vo deet ewägg nümme mit em alte grüene Landi-Deekaawee umgfaare: Er hät sich en nöiere kauft, en noble, schwarze 3=6. Churz nachdem de Bliibler Heiri e paar Jahr schpäter gschtorben isch, isch dänn das alti Landi-Modäll zmal bi öis i de Garasch gschtande. Min Vatter hät en wele reschtauriere. Nachdem de alt Göppel längeri Ziit nid hät wele aalaufe, han ich als vierzäh-jährigs Bürschtli emal mis Glück probiert. Wäme de Aalasser truckt hät, hät's nu "Klick" gmacht und d'Innebelüüchtig hät abglöscht. Ich ha dänn d'Huube uufgmacht. Zerscht isch mer de Bänziintank uufgfale, wo grad vor de Frontschiibe gsii isch. Z'mitzt drin hät's es Roor ghaa, und dur das duren isch de Schalthebel wie nen Schpazierschtäcke choo. Dank em Schalthebel han ich s'Getriibe gfunde, und dänn simmer zwei winzigi Zündcherzli uufgfale, wo zu dem quergschtellte Zwei - Zylinder – Motörli ghört händ. Plötzlich isch mer de Schruubezieier, won ich i de Hand gha han, abegheit. Es hät irgendwo gfungket – und dänn isch de Schiibewüscher gloffe! Ich bin i's Auto gsässen und ha dè abgschtellt. Do isch de Zeiger linggs usegumpet! Es isch wie verhäxt gsii! Ich han au de Zeiger abgsellt. Dänn han ich namal de Aalasser truckt. Es hät namal "Klick" gmacht, und alles isch wider ruig und tungkel gsii. Ich ha mi dänn namal under d'Huube buckt und de Schruubezieier am gliichen Ort gheie laa. Ich ha gsee, dass er genau uf eine vo de Batterii-Kontäkt gheit isch. Drufabe han ich deet d'Schruuben aazoge, und dänn das Motörli tatsächlich zum Laufe braacht. Min Vatter hät schpöter das Auto wiiterverchauft, ohni dass er öppis draa reschtauriert het: Er hät waarschiinli usegfunde, dass d'Holzwürm schnäller gschaffet händ, als er... |
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Für mich isch es aber trotzdem e wärtvolli Erfaarig gsii: Glii drufabe bin ich nämli mit em Welo uf em Schuelwääg bim Freihof an en Vauwee 1500 anegfaare, wo nid aagloffen isch. Ich ha grad gmerkt, dass das Auto di gliiche Symptoom ghaa hät, wie-n-am Bliibler sin Deekaawee. Ich han im ganze Motorruum nach de Batterii gsuecht, aber si nid gfunde. De Fahrer hät sich natüürli gwunderet, aber won en gfröget han, hät er si mir zeiget under em Hindersitz.Ich han mit eme Schlüssel d'Batteriichläme feschtgklopfet, und druffabe isch das Auto tatsächlich wider aagloffe! | ||
Citroën Légère vor der Post Dinhard, ca. 1970 Links im Hintergrund die Trotte und das "Hablützel-Chalet". Im linken Teil des Riegelhauses rechts hinter dem Auto war damals im Erdgeschoss die Telefonzentrale. Die Verbindungsstrasse ins Grüt führte quer durch die Wiese davor. |
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Me cha sich ja vorschtele, was für en Schtolz dass ich als Vierzäh-Jährige Seckschüeler gha han... Wo min Vatter zwei Jaar schpöter di alt Zitrone vom Büechi vom Eichhoof heipraacht hät – wüssed Si, er hät si für füfzg Franken überchoo, und de Büechi isch froh gsii, dass si furt gsii isch, nachdem si mängs Jaar under em Nussbaum gschtanden isch und si de Trueninger vom Autoabbruch nie gholt hät – hät mich dänn de Old – Teimer - Virus endgültig verwütscht. Aber säb isch en anderi Gschicht! |
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