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Em Pöschtler sini Zitrone

Mit einer kleinen Serie von Mundartgeschichten möchte ich versuchen, die Zeiten, in denen unsere Tractions noch das tägliche Verkehrsbild prägten, wieder zu geben. Diese Geschichten aus der Zeit, da Autobahnen eine Seltenheit waren, dafür auf den Strassen ausserorts noch keine Geschwindigkeitsbegrenzung herrschte und am Sonntagabend am Radio die Sendung für Automobilisten "Chömed guet hei" ausgestrahlt wurde, enthalten viel ländliches Lokalkolorit. Dies entspricht meinen Erinnerungen und meiner damaligen Sichtweise, auch wenn schon damals mein Horizont etwas weiter war, als bis zum Grütemer Rebberg. – Übrigens: Dinhard – oder "Diinert", wie die "Eingeborgenen" sagen, liegt am Rande des Zürcher Weinlandes, ungefähr 10 Kilometer nördlich von Winterthur.
Sollten Sie beim Lesen Schwierigkeiten mit der Sprache haben, so bitte ich Sie, nicht gleich aufzugeben. Es dürfte helfen, wenn Sie in diesem Fall den Text laut lesen. – Versuchen Sie's einmal, auch wenn sich Ihre Frau wundert über die merkwürdigen Töne, die hinter dem PC hervorkommen.

Daniel Eberli
Scho i de letschte beide Gschichte isch am Rand de Noldi erwähnt worde. Er isch z'Diinert Pöschtler gsii vom Herbscht nünzäzwoäsächzg aa bis zu siinere Pangsionierig im Herbscht nünzänünzg.
Siit er Auto gfahre-n-isch, isch er en treue Aahänger vom Frontaatriib gsii. Sis erschte-n-Auto isch dänn au en IFA gsii. Das seg en "Oschtzoone-Deekaaweh" hät-er amigs erchlärt, wänn öpper nid gwüsst hät, was das isch. Das Auto hät er für wenig Gält vo sine Sackrappe gkauft, wo-n-er bi sim Fiirabig-Tschopp bimene Auto-Laggierer verdienet hät. Das isch no vor sinere Aaschtelig als Poschthalter gsii. Dozmal hät er als Briefträger z'Züri gschaffet, und bi-m-ene Pöschtler-Loh isch i de Sächzger Jaar es Auto nid drin gläge. Die paar Batze händ chum für d'Wohnig glanget…
A dem IFA hät's dänn au immer öppe-n-öppis z'chlüttere gää. D'Familie hät em de Name "Thekla" geh. Emal isch em bim Cheere uf em Wändeplatz dihei d'Vorderachs proche. – S'lingge Vorderrad hät me mitsamt em Achsschänkel chönne under-em Auto fürezieh und s'hätt e tüffi Schramme geh im Asfalt.
Emal hät's de Motor verblaase, und dänn hät de Noldi en DKW-Motor iipoue. S'Auto isch mit dem schnäller gloffe, als mit em Originalmotor. Und will de Tacho rund gsii isch, hät de Zeiger über Hundert wider bi Null aagfange…
Immerhin – uusgseh hät de Charre richtig schigg: Zweifarbig. Am Aafang bääsch und bruun, später dänn hell und tunkel grüen, und zwar s'tunkel obe. – Aber ich ha ja über em Pöschtler sin Léschär welle prichte. Ich überschpringe-n-also die Ziit, wo de Noldi zwee DKW Tuusig (de "Hansli", en graue, und de "Heiri", en grüene, beides zweitürigi Coupee) gfahre hät.
Also, wie gseit, im Herbscht zwoä-sächzig isch de Noldi mit sinere Familie als Poschthalter uf Diinert am Rand vom Zürcher Wiiland cho. Bim IFA hät-er de rächt Vordersitz usegno, e Holzbrügi inegmacht, und das isch dänn sis Arbetsvehikel gsii, zum Poscht verträge.
De Grund, wurum ich eso guet Pscheid weiss über em Noldi sini Auto, isch däh: Ich bi sin Sohn. Im Allgemeine han-i au kä Problem gha mit de Wünsch, wo min Vatter sini Fahrzüüg beträffend gha und d' Entscheid wo-n-er gfällt hät.
Aber am-ene Samschtig – s'muess im sächsesächzgi oder im sibenesächzgi gsii sii - han-i dänn doch am Geischteszueschtand vo mim Erzüger zwiiflet: Wo-n-ich nämli vo de Pfadi hei cho bin, schtaht i de Garasch en Citroën Léschär (Traxion hät doo-zmaal bi öis umenand no niemär gseit.)! Farb: Undefinierbar, ämal tunkel. D'Kotflügel händ iren Name zu Rächt treit: Si sind verschisse-n-und voller Moos gsii. Me hät schier nid ine gseh, wäge de blinde Schiibe. De Bode hingäge mues ime-n-e iiwandfreie Zueschtand gsii sii: S'hät nämli gäge zäh Santimeter Wasser drin gha! Es richtigs Biotoop würd-me hüt säge, und tatsächlich sind us de Polschter use d'Schampinion (oder was-weiss-ich für Pilz) gwachse. Gschmöckt hät's, wie-n-alli alte Zitrone schmöcked – nu e chli schtärcher. Und min Vatter isch näbezue uf eme-ne Bockleiterli gschtande-n-und hät mit ere Bürschte und Ajax s'Tach gfäget.
Min Papi hät dänn erchlärt, dass das Auto – Jahrgang nünzähachtevierzg - jahrelang bim Büechi im Eichhof under-eme-ne Nussbaum gschtande seg. Die vom Trueninger Autoabbruch hetted-s scho lang sele hole, aber es seg nie eine choo. Schliessli heg er gfröget, wie vill de Trueninger no zali für das Auto, und de Büechi hät gseit "füfzg Franke". De Noldi heg em dänn die füfzg Schtutz grad zalt und am nöchschte Samschtig das Auto gholt.
Zum allgemeine Erschtuune hät das Vehikel under de Behandlig mit Bürschte und Ajax wider aagfange glänze – antrazith-metalisee isch fürechoo. Eine vo de Kotflügel isch verbüület gsii – es seg schinz emal es Reh schnäller gsii als am Büechi sini Reaktion. De Schpängler hät dann das grichtet und echli drüber laggiert, es hät nöi-i Schlussliechter und Schiiwärfer-Refläkter pruucht, und d'Prämse hät me muese revidiere. Ohni wiiteri Inveschtizione isch dänn das Fahrzüüg vorgfüehrt worde-n-und durechoo.
D'Familie hät das Auto "Nani" (das isch Bündnerisch für Grossmueter) tauft, und e paar Jahr lang hät min Vatter das Auto pruucht zum Poscht verträge. Emal hät-er feschtgschtellt, won-er gäge Altike de Hoger uufgfahre-n-isch, dass hinder ihm en Schtrich uf de Schtrass gha hät, wo's vorne nid gha hät. Er isch dänn abegfahre-n-und namal ufe – und dänn hät's zwee Schtrich gha! De Moscht isch eifach zum Uuspuff uus gloffe! Me hät dänn feschtgschtellt, dass i eim Cholbe es Föifliiber-grosses Loch gha hät!
Nachdäm alli vier Chölbe-n-ersetzt gsii sind, hät das Auto dänn vill meh zoge…
Die ganz grossi Schtärchi hät de Léschär aber im Winter uusgschpilt. Doozmaal isch en Winter au würkli no en Winter gsii, mit Schnee und Iis, und Wächtene, wo zum Teil Schtrasse-n-Iischnitt grad uufgfüllt händ. Nid wi hüt, wo de Juni de chüelschti Monet im Jahr isch…
Zwar hät die Zitrone kä Heizig gha, nume es'Rulo und das symbolische Rohr hinderem Chüeller, wo nid-ganz-chalti Luft in lingge Fuessruum gfüehrt hät. Dass me im Winter gliich e chli zur Chischte-n-uus gseh hät, hät's e Heizschiibe gha. Das isch eso-n-e-n-Art e Toppelverglasig vor em Fahrer gsii, öppe föifedrissg Santimeter breit und zwänzg höch, und deet hät's elektrischi Heiztröht drin gha.
Wäme die iigschaltet hät, hät das glanget, zum d'Schiibe-n-i däm Bereich iisfrei z'halte. – Defür hät's eim Batterii läärgsoffe, dass si schier zämegschnuret isch. D'Liechtmaschine hät natürli – psunders bim Pöschtler sim Huus-zu-Huus-Verchehr – nie gnueg möge leischte, und drum hät me Batterii jede-n-Abig müese as Ladeggräät hänke. – Es hät die Heizschiibe au no topplet so gross gäh, dänn isch eifach d’Batterii i de halbe Ziit läär gsii!
Im Schnee isch das Auto schlichtwäg grandios gsii. Z'Diinert hät de Gmeinds-eigeni Fahrzügpark i der Sächzger-Jahr ganz eifach nanig exischtiert. Zum Pfade hät me de Fluck uufpotte, en Puur us em Dorf, und dee hät en grosse, dreieggige Holzpflueg hine a sin Traktor aneghänkt. De Buume, de Gmeindsarbeiter, isch uf de Querschtäg vo dem Pflueg ghocket, und eso sind's d'Gmeindsschtrasse abgfahre. Solang dass es vorwärts ggange-n-isch, hät er als Gwicht fungiert, und wänn nüt meh ggange-n-isch, hät er müesse schuufle.
Bsunders wänn's echli vill oder nass gschneit gha hät, isch das Gschpann rasch a sini Gränze cho und de Hürlima-Traktor hät trotz Schneechette hilflos gschpuelet. De Pöschtler isch dänn mit Hochgenuss mit sim Auto mit Schwung, aber au mit em nötige Fahrgfühl, i d'Schneemade ine, hät de Traktor mit em Pflueg überholt, hät bim zrugg cho uf d'Schtrass sorgfältig druf glueget, dass er mit em Schnee, wo de Schneechettle vo de Zitrone i d'Luft gschlüderet händ, entweder de Fluck uf em Traktor obe
oder wenigschtens de Buume mit sinere Schuufle preicht hät. Und dänn hät er no fräch zweimal ghuupet.
Vom Sunnehof zum Grüt übere füehrt di chürzischt Verbindig zur Gärtnerei Gärber über en Feldwäg de Kreete entlang. Churz bevor de Wäg i d'Altiker-Schtrass iibüügt, füehrt er fasch wi die hohl Gass dur en Iischnitt dure. Über die Krete hät's amig rächt gkuutet, und de Wind hät de Schnee im Iischnitt abglade. Über e Dischtanz vo öppe drissg Meter hät's deet hüüffig Wächte gha, wo en Meter höch oder sogar no höcher gsii sind.
De Noldi isch deet amigs mit Schwung in Pulverschnee ine so wiits ggange-n-isch. Mängsmal hät er namal müesse zrugg setze-n-und Aalauf näh, aber bim zweite oder dritte Maal isch er immer dure cho. Meh als eimal hät er gar nüt me gseh, will sich de Schnee uf de Motorhuube bis uf d'Höchi vom Tach aaghüfft hät (da isch dänn oppe s'Plagiere scho abzoge!). Di winzig chliine Schiibewüscherli händ da natürli nüüt me chöne uusrichte. De Pöschtler hät eifach s'Schtüür grad ghebet und sobald's ringer ggange-n-isch, hät er aaghalte. Dänn hät er natürli zerscht müesse de Schnee vo de Huube schtosse. Passiert isch nie öppis – doozmaal hät me chöne sicher sii, dass eim niemer entgäge chunnt. Aber hüt hät ja jede en Allredler, au die, (oder erscht rächt die!) wo kei Ahnig händ vom Autofahre!
Nach zwei oder drei Jahr im herte Poscht-iisatz sind die alte Polschter allmählich vergheit, und au usse hät d'Zitrone nüme uusgseh wie-n-es Röpräsentazionsvehikel. Me hät dänn s'Änteriör mache laa, neui Türschwelle-n-iigschweisst und s'ganz Auto neu laggiert. Tunkelgrüen. Das Auto hät wider ganz schön uusgseh.
Eso schön, dass de Noldi nume no am Sunntig demit umegfahre-n-isch. Zum Schaffe hät er d'"Elise" gnoh, en blaue Citroën Iidee, wo groschtet hät wie gschtört. Am Schluss hät er deet amigs i de Wienachtsziit all paar Tääg müesse de Wageheber underschtelle, will d'Türe gchlämmt händ. D'"Elise" hät dänn s'Ziitliche gsägnet.(Obwol ich lang vor mim Achtzähte Geburtstag demit umegfahre bin mues ich mich wehemänt gäge de Verdacht wehre, dass ich dä Abgang beschlüüniget hei! – Fröged de Noldi!)
Nachfolger vo de Elise sind zwee Renault sächzäh und dänn – als mehrjährigi Abschtinänz vom Frontaatrieb - zwee Pöscho Föiflochvier Kombi gsii. De Leschi isch meh umegschtande, als bruucht worde. Ich sälber bi i de Zwüschetziit volljährig worde und ha mir dänn im Früelig nünzähföifesibezg sälber au en Léschär gkauft. Di säb Gschicht is jo au irgendwo uufgschribe. Das Auto isch orangsch und schwarz gsii. Grauehaft! Eso hät me nid chöne umefahren. Wil ich mini Zitrone zerscht ha müesse zwägmache, bin ich amigs mit em Vatter sim Léschär a'd Träffe vom ganz junge Club.
Will dänn de Noldi unbedingt en nöie Bee-Ix hät welle und mini Muetter, wo d'Finanzhohheit i de Familie gha hät, degäge gsii isch, dass namal es Auto meh umeschtaat, isch de Wage nume bewilliget worde, under de Bedingig, dass de Léschär verchauft wird. Schwäre-n-Härzens hät sich dänn min Vatter entschlosse, s'Nani z'verchaufe. Ich sälber ha in Alehnig a d'Urschprungsfarb vom Pöschtler siim Léschär mini Zitrone "Grafitt-metalisee" laggiere laa.– "Antrazith-metalisee" hani doozmal niene gfunde.

Das min eigne Léschi schpöter amene Six Familial hät müese wiiche, isch bekannt. Und wänn nid, chame's underem Titel "Sacré Chien" naaläse. Grad letscht Jahr hani übrigens "mis" Auto z'Wintertur wider emal gsee.
Am Pöschtler sini Zitrone exischtiert übrigens hüt no und isch im obere Tösstal dihei.

Daniel Eberli