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Sicherheit
Es muss nicht gleich ein Elchtest sein.

Daniel Eberli

In der Zeit, aus der unsere Autos stammen, galten die Tractions als ausgesprochen sicher. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die ‘Crash-Tests über eine Felswand, mit denen 1934 die Öffentlichkeit beeindruckt wurde. Die Flatterlenkung der ersten Jahrgänge war im Falle eines Falles ebenfalls sicherer, als die spätere lange gerade Lenksäule. Zur aktiven Sicherheit trug sicher die moderne Bauart mit selbsttragender Karosserie, die guten Bremsen und die sagenhafte Strassenlage bei. Im Innern war man — verglichen mit heute — noch nicht so weit. Zwar hatten die früheren Modelle Chromstangen an der Sitzlehne, an welcher sich vor allem Kinder hervorragend festhalten konnten. — Heute zeugt der abgesplitterte Chrom an diesen Stangen übrigens nicht von schlechter galvanischer Qualität, sondern es sind Bremsspuren von Milchzähnen...
Nun, die Zahnärzte arbeiteten früher noch wesentlich günstiger als heute. Der kostenbewusste Familienvater wird heute danach trachten, solch unerfreuliche Zwischenfälle zu vermeiden. Da unter Umständen der gemässigte Bremsstil nicht ausreicht, um innerhalb des vorhandenen Raumes anzuhalten, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man braucht mehr Energie im Bein, um die kinetische Energie in Wärme umzuwandeln, oder der Spengler braucht mehr Energie, um die Verformung wieder zu beheben. In beiden Fällen kann es vorkommen, dass der Zahnarzt mitprofitiert. Es muss also andere Lösungen geben.

Bereits in den 50-er Jahren haben sich kluge Köpfe — vor allem aus Schweden - mit dem Problem befasst. So wurde der Sicherheitsgurt entwickelt, wie er heute jedermann bekannt ist. Unser Tractions besitzen jedoch nicht die TüV/TCS/SUVA und von-wem-auch-immer geprüften Gurtbefestigungspunkte. Dies ist jedoch noch lange kein Grund, um den Kopf in den Sand, respektive durch die Scheibe zu stecken.
Zu folgenden Lösungen bin ich gekommen:
Als unsere Kinder noch kleiner waren, habe ich ein Paar alte 2-Punkt-Gurte mit Klemmschloss lediglich um die hintere Sitzlehne geschlungen, was beim Légère — infolge der geringeren Breite und der fehlenden Mittelstütze — problemlos funktionierte. Meine Überlegungen gingen dahin, dass die Sitzlehne von oben eingehängt und mit dem Sitz festgehalten wird. Bei einer Notbremsung oder einer leichteren Kollision, wenn die Zugkraft in gerader Linie nach vorne gerichtet ist, ist es kaum möglich, dass die Lehne — und damit die Gurten — aus der Halterung gerissen wird. Bei einem heftigen Aufprall würde damit immerhin viel Energie abgebaut, welche die Kinder dann nicht in Vorwärtsbewegung umsetzen könnten. Nun, für Notbremsungen hat sich das System bewährt, ein Crashtest blieb uns erspart.
Für die vorderen Sitze hatte bereits mein Vorgänger unzimperlich die Türpfosten durchbohrt und durchgehende Schrauben zur Befestigung von Zweipunkt-Gurten verwendet. Am Boden zwischen —respektive hinter - den Sitzen wurde eine massive Gegenplatte ebenfalls mit durchgehenden Schrauben angebracht.

Beim Familiale präsentierte sich die Situation geringfügig anders. Hinten schien mir die Sitzlehne durch die Mittelstütze geschwächt; zudem ist sie breiter. Natürlich sind unsere Kinder inzwischen auch grösser. So ging ich also mit dem grossen Bohrer bewaffnet auf mein Auto los. Im Beckenbereich aussen befestigte ich den Gurt mit einem Gegenstück knapp oberhalb des Kofferraumbodens am Innenkotflügel. Die kurzen Stücke für die Gurtschlösser schraubte ich durch den Kofferraumboden hindurch. Für die Befestigung im Schulterbereich fand ich eine Strebe für die Hutablage‘. Ich bin mir bewusst, dass vor allem die obere Befestigung einen Crash mit 150 gegen eine Betonmauer nicht aushalten würde. Aber erstens wäre das ohnehin verschi und zweitens braucht es auch zum Ausreissen der Schrauben einiges an Energie. Also, besser als nichts ist es auf alle Fälle.

Für die vorderen Plätze montierte ich die unteren Enden der Gurte am Boden. Allerdings musste ich sie relativ nahe am Sitz befestigen, weil sonst die Klappsitze nicht mehr zusammengelegt werden können. Um die Türpfosten nicht durchbohren zu müssen, löste ich die innere Abdeckung, montierte einen Doppelwinkel
(nein, nicht so ‚ sondern so .)


Der Doppelwinkel aus verzinktem Stahl, ca. 4 mm stark, ist gleich breit wie der Spalt im Profil des Türpfostens und gleich hoch, so dass die Befestigungslasche bündig mit der Innenkante desselben liegt. Dies brachte mir nicht nur Raum für die Schraube, sondern es erlaubte mir auch, den oberen Gurtbefestigungspunkt tiefer anzubringen, so dass ein idealeres Anliegen des Gurtes möglich ist.
Dank dieser Massnahme brauchte ich den Rand der Abdeckung nur leicht aufzubiegen, damit das Gurtband darunter Platz fand. Für Festigkeit dieser Befestigungspunkte würde ich sogar die Hand in‘s Feuer legen, aber es muss ja nicht sein...


Für die Klappsitze habe ich keine Gurten montiert. Dies wäre a) nur sehr schwierig zu realisieren, und b) kämen sie immer in den Weg. Aber häufig werden sie ohnehin nicht gebraucht, und da ist es schon ein Gewinn an Sicherheit, wenn die Benutzer derselben nicht plötzlich die Insassen hinter ihnen im Genick haben.
Ich überzeugt bin, dass ich mit der Montage der Sicherheitsgurten die Sicherheit der Insassen wirksam verbessert habe.
- Mitfahrer können bei heftigem Bremsen nicht mehr nach vorne geschleudert werden. Dies gilt besonders für Kinder und unaufmerksame oder schlafende Beifahrer.
- Kinder können nicht während der Fahrt im Auto herumtollen und damit die Aufmerksamkeit des Fahrers von der Strasse ablenken.
Zum Schluss möchte ich die auf die folgenden Punkte hinweisen:
- Zur Sicherung von Kindern müssen Gurten verwendet werden, welche im Notfall rasch geöffnet werden können. Zudem müssen sie genügend breit sein, um die auftretenden Kräfte zu verteilen. Aus diesen Gründen ist zum Beispiel ein Spannset nicht geeignet.
- Rollgurten sind für den Einbau in die Tractions wenig geeignet, es sei denn, man schweisst am Innenschweller Befestigungspunkte an. Bei festen Gurten hingegen sind die Veränderungen an der Karosserie minimal.
Die absolute Sicherheit gibt es nicht. Wer Gurtstraffer, Kopfstützen und Airbag wünscht, sitzt bei der Traction im falschen Auto. Für mich stand und steht vor allem der Schutz der Kinder im Vordergrund: Gerade beim Familiale können sie sehr weit geschleudert werden, weil sie sich überhaupt nicht an den Vordersitzen festhalten können. Es muss ja nicht unbedingt heissen: “Hier kommt Kurt, einfach Kurt, ohne Helm und ohne Gurt...“

Bildbericht zum Einbau des Doppelwinkels und der Gurten von Caspar Türler