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Druck-Sache
II (Wieder Ärger mit dem Öldruck ?) Daniel Eberli |
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Die Serie meiner Aschenbechergeschichten über den 15/Six hat mittlerweile einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Im Gegensatz dazu bin ich mit meinem 75-jährigen AC4 bislang vor gröberen Problemen verschont geblieben. Die kleinen Pannen, die ich erlebte, trugen für mich zum Charme des Autos bei, zumal mich "Fréderik" noch jedes Mal wieder nach Hause gebracht hat. | |
Bei den Ausfahrten in diesem Sommer musste ich dann jedoch feststellen, dass der Öldruck nicht mehr den gewohnten Wert erreichte.Zwar schnurrte der Motor weiterhin zufrieden wie eine alte Nähmaschine und brachte auch die gewohnte – für heutige Massstäbe bescheidene – Leistung und die Wassertemperatur bewegte sich im normalen Rahmen. | |
Trotzdem war mir nicht wohl dabei. Die Anzeige des Öldrucks beim AC4 Jahrgang 1929 geschieht gewissermassen digital. Wer nun an einen modernen, Bit-gesteuerten Sensor mit Prozessorüberwachung denkt, liegt allerdings falsch. Nein, vom Motorblock führt eine dünne Ölleitung zum Armaturenbrett, wo ein kleines Rundinstrument angesteuert wird. Statt eines Zeigers bewegt sich dort eine runde Flachscheibe, auf der auf weissem Untergrund vier Segmente von ca. 45° schwarz eingefärbt sind. Davor ist das eigentliche Armaturenbrett, wo vier Segmente von 45° ausgestanzt sind. Steht der Motor und ist somit kein Öldruck vorhanden, sieht man durch die ausgestanzten Segmente auf die weisse Fläche der Flachscheibe, bei steigendem Öldruck erscheinen die schwarzen Segmente. Natürlich ist bei tiefem Druck die Schnittstelle zwischen den weissen und den schwarzen Sektoren sichtbar, im Grossen und Ganzen liefert das Instrument aber eine "Null – Eins" - Information, quasi digital also, und das bereits vor über 75 Jahren. | |
Nach
den Sommerferien konnte ich an der Anzeige kaum mehr ein Ansteigen des Öldruckes
feststellen. Dass die Leitung, welche zum Instrument führt, hin und
wieder einige Tropfen Öl verlor, welche notabene ziemlich genau auf
den Schalthebel (und so) fielen, vermochte zwar mich bis zu einem gewissen
Mass zu beruhigen, (getreu der einfachen Regel: Wo Öl austritt, muss
auch Öl sein) nicht aber meine Frau, welche nach einer anderen Logik
funktioniert, machte sie sich doch weniger Sorgen um den Motor, als um die
Kleider . |
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Schliesslich
entschloss ich mich, der Sache nachzugehen. Die Idee, gleich am Motor ein
Messgerät anzubringen, scheiterte daran, dass mir ein passendes Anschlussstück
fehlte. Da aber bei entfernter Leitung schon nach den ersten Umdrehungen
des Motors Öl austrat, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf das Instrument.
Ich baute es aus und blies vorsichtig Pressluft in den Anschlussstutzen
für die Ölleitung. Bei genauem Hinsehen konnte ich feststellen,
dass sich zwar die Welle mit der winzigen Schraube im Zentrum (ca. M 1.5)
drehte, die bemalte Scheibe jedoch kaum. Ich zog die Schraube fest und wiederholte
den Versuch. Diesmal funktionierte die Anzeige, doch da die Scheibe etwas
eierte, streifte sie am Rand des Instruments. Schon nach wenigen Versuchen
hatte sie sich wieder gelockert und reagierte nicht mehr auf den Druckwechsel. Ich führte eine Stecknadel durch das Loch im Zentrum und reduzierte an der Schleifmaschine vorsichtig den Umfang der Scheibe. Keine leichte Aufgabe, aber dank sanftem Vorgehen hatte ich Erfolg. Vor dem Zusammenbau gab ich auf die Welle einen Tropfen Leim, dann fügte ich die Teile zusammen und zog die Schraube fest. Danach baute ich das Instrument wieder ein und schloss es an, sorgfältig darauf bedacht, dass die Leitung diesmal dicht war. Letzteres dürfte meine Angetraute wohl sehr freuen. Nach dem Starten des Motors erschienen in den ausgestanzten Segmenten nach kurzer Zeit die schwarzen Flächen und zeigten mir an, dass Öldruck vorhanden war. – Quasi digital! |