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Der Schöpfer demaskiert…. Kalte Füsse aus Gold!

Wer schon mal einen meiner Beiträge gelesen hat, der weiss, das ich beim Schrauben an der Traction mit Respekt vorgehe. Respekt, nicht nur für die Dinge und die Technik (viele an sich gut brauchbare Teile sind ja den Händen wohlwollender Amateure wie ich zum Opfer gefallen), sondern eben auch Respekt für das Gedankengut des Schöpfers: der Techniker oder der Ingenieur, der die Sache hatte konzipieren müssen. Wenn ich es nicht fassen kann, wie das Ding funktioniert oder zusammengebaut wurde, stelle ich mir immer die Frage: was kann durch das Gehirn des guten Kerls (Frauen machten diese Arbeit damals noch nicht) der Entwurfsabteilung gegangen sein, als er etwas dermassen ingeniöses, prächtiges, unnötig kompliziertes, stümperhaftes, nutzloses… bitte einfüllen! hatte ausdenken müssen?? Dies führt manchmal zu erleuchtenden Einsichten.

Karel Beukema toe Water


Heizung Citroën Traction Avant 15CV Six H

Heizungssystem der Traction


Zur Kategorie “stümperhaft und nutzlos” gehört ohne Zweifel das Heizungssystem der Traction. Man kann sich kaum vorstellen, dass diese Vorrichtung zum Heizen gedacht war, da bei Temperaturen von unter etwa 5 Grad, wenn man sie wirklich benötigt, meistens kalte Luft beim linken Fuss des Fahrers ins Auto hinein fliesst. Tractions werden im Inneren meistens von selbst warm, manchmal sogar sehr warm! Dies gilt insbesondere für die Füsse des rechts sitzenden (Bei)fahrers, welche sich gerade über dem Auspuffsrohr befinden. Das von Citroën eingebaute “Heizungssystem” trägt hierzu jedoch kaum bei. Es gab alle mögliche Abdeckungen vor dem Kühler die zum Zweck hatten, die Leistung etwas zu erhöhen. Aus Erfahrung weiss ich jedoch, dass deren Effekt relativ gering ist. Das wirkliche Problem ist, dass der Luftstrom nicht an die Frontscheibe geführt werden kann (dies wäre tatsächlich nützlich), und dass das Ganze bei stehendem oder langsam fahrendem Auto nicht funktioniert.

Heizung Citroën Traction Avant 15CV Six H

Der “Ingénieur”, der die Heizungsanlage der Traction entworfen hat, ist anscheinend davon ausgegangen, dass beim Fahren eiskalte Luft, die innerhalb von Zehntelssekunden an nur einigen Röhrchen des ohnehin zu kalten Kühlers vorbeisaust, mit angenehmer Temperatur durch das bekannte Blechrohr ins Interieur fliesst. Ein Missverständnis, welches den Eindruck erweckt, dass der Schöpfer an der Côte d’Azur aufgewachsen sein muss, wo es im Winter selten kalt ist. Ich vermute übrigens, dass Geld hier die Hauptrolle gespielt hat, denn viel kann diese “Chauffage” nicht gekostet haben. Sie besteht aus einem Trichter aus Blech, der links an den Kühler geschraubt werden muss, und dem bekannten ovalen Rohr, dass mit zwei Gummimanschetten an den Kühler und an die Trennwand befestigt werden muss. Vom Besitzer des Autos wurde erwartet, dass er die gesamte Vorrichtung im Sommer entfernen liess, wonach die Öffnung im Trennwand unter der Haube mit Hilfe einer Kappe abgeschlossen wurde. Beim späteren Köfferlimodell gab es links im Fussraum eine Klappe aus Gummi, die mit Hilfe einer dünnen Stange und eines Drehknopfes links am Armaturenbrett, geöffnet und geschlossen werden konnte. Auf dem Knopf stehen die Buchstaben “O” und “F” für “Ouvert” und “Fermé”. Ein Moment hatte ich noch gedacht, dass das “O” ein “C” war, für “Chaud” (der “F” hätte dann ”Froid” andeuten müssen). Glücklicherweise war dies jedoch ein Irrtum…

Heizung Citroën Traction Avant 15CV Six H

Heizung Citroën Traction Avant 15CV Six H

Die wirklich letzte estaurieringsaufgabe, die mir an meiner 15-H noch übrig blieb, war Restaurieren und montieren des Heizungssystems. Die Tatsache, dass ich bereits drei Jahre ganz zufrieden mit dem Auto herumfahre, ist ein Hinweis für die Dringlichkeit dieser Aufgabe. Die benötigten Materialien lagen jedoch herum und “für's Gesicht” gehören sie doch ans Auto, meinte ich.

Beim 15-Six sind die Teile ein wenig abweichend: der Trichter ist dem nach hinten neigenden Kühler angepasst und das Rohr ist etwas länger. Beim 15-H sind die Teile nochmals abweichend: das Rohr hat zwei Knicke, warscheinlich mit dem Zweck die HD-Pumpe zu umgehen. Der Schein trügt jedoch! Ich fürchte, dass die Leitenden des Bureau d’Étude damals übersehen hatten, dass 50 bis 60 Jahre später fleissige Schrauber möglicherweise beide Varianten, mit und ohne Knick, besitzen würden. Das hätten die doch wissen müssen, als sie damals die schöne jedoch stümperhafte Vorrichtung dem Zeichenbrett entnommen haben! Bitte nicht weiter erzählen, aber das gerade Rohr eines “normalen” 15-Six passt genauso gut auf die 15-H (siehe Abbildung unten). Es berührt dabei die HD-Pumpe und deren Keilriemen nicht! Zugegeben, es war etwas frech, dies mal auszuprobieren; ich konnte es jedoch nicht lassen.

Heizung Citroën Traction Avant 15CV Six H

15Six Heizungsrohr passt auch auf 15-Hydraulique

Zurück zu meiner Arbeit. Die Blechteile wurden zuerst entrostet und von alten Farbschichten befreit. Dabei erschien glücklicherweise glänzendes Blech. Als ich mit meiner Stahlbürste jedoch bei einen der Knicke anlangte, schien es, als ob plötzlich Gold sichtbar würde. Ganz so schön war es allerdings nicht, aber es stellte sich heraus, dass die Nähte, statt einfach zusammengeschweisst, mit Kupfer (hart)gelötet wurden. Was war denn der Grund dafür? Ich vermute, dass das Schweissen des dünnen Bleches beim Anfertigen zu höherem Ausfall geführt haben würde.

Mit Löten kann ja wenig schief gehen. Es nimmt jedoch mehr Zeit und man braucht Kupfer zum Löten.

Heizung Citroën Traction Avant 15CV Six H

Ich schätze, dass die gut 3.000 Stück Heizungsröhren, die Citroën für die 15-H angefertigt hatte (oder hatte anfertigen lassen), mehr als das dreifache der normalen 15-Six Röhren gekostet haben müssen. Das Anfertigen der Standardröhre aus vorgestanztem Blech, dass um eine Schablone gewickelt und anschliessend punktgeschweisst wurde, muss relativ einfach gewesen sein.

Da sich jetzt herausstellt, dass eben auch die geraden Röhren ohne Probleme für die 15-H verwendet hätten werden können, ergibt sich erneut die Frage, was im Kopf dieses “Heizungsrohrgenies” herumgegangen sein muss. Die 15-H kostete erheblich mehr als die “normale” 15-Six. Vielleicht sollte dies dazu beitragen, beim Kunden den Eindruck zu erwecken, er hätte mit einer 15-H wirklich etwas Aussergewöhnliches gekauft. Die 15-H war – und ist - ein aussergewöhnliches Auto mit aussergewöhnlichen Fahreigenschaften, das Yin-Yang des Heizungsrohrs hätten die Hersteller aber meiner Meinung nach ruhig weglassen können.

Heizung Citroën Traction Avant 15CV Six H

Zickzack Heizungsrohr der 15-Hydraulique