Der Schöpfer demaskiert…. Kalte Füsse aus Gold!
Wer schon mal einen meiner Beiträge gelesen hat, der weiss, das ich beim Schrauben an der Traction mit Respekt vorgehe. Respekt, nicht nur für die Dinge und die Technik (viele an sich gut brauchbare Teile sind ja den Händen wohlwollender Amateure wie ich zum Opfer gefallen), sondern eben auch Respekt für das Gedankengut des Schöpfers: der Techniker oder der Ingenieur, der die Sache hatte konzipieren müssen. Wenn ich es nicht fassen kann, wie das Ding funktioniert oder zusammengebaut wurde, stelle ich mir immer die Frage: was kann durch das Gehirn des guten Kerls (Frauen machten diese Arbeit damals noch nicht) der Entwurfsabteilung gegangen sein, als er etwas dermassen ingeniöses, prächtiges, unnötig kompliziertes, stümperhaftes, nutzloses… bitte einfüllen! hatte ausdenken müssen?? Dies führt manchmal zu erleuchtenden Einsichten.
Heizungssystem der Traction
Zur Kategorie “stümperhaft und nutzlos” gehört ohne Zweifel das Heizungssystem der Traction. Man kann sich kaum vorstellen, dass diese Vorrichtung zum Heizen gedacht war, da bei Temperaturen von unter etwa 5 Grad, wenn man sie wirklich benötigt, meistens kalte Luft beim linken Fuss des Fahrers ins Auto hinein fliesst. Tractions werden im Inneren meistens von selbst warm, manchmal sogar sehr warm! Dies gilt insbesondere für die Füsse des rechts sitzenden (Bei)fahrers, welche sich gerade über dem Auspuffsrohr befinden. Das von Citroën eingebaute “Heizungssystem” trägt hierzu jedoch kaum bei. Es gab alle mögliche Abdeckungen vor dem Kühler die zum Zweck hatten, die Leistung etwas zu erhöhen. Aus Erfahrung weiss ich jedoch, dass deren Effekt relativ gering ist. Das wirkliche Problem ist, dass der Luftstrom nicht an die Frontscheibe geführt werden kann (dies wäre tatsächlich nützlich), und dass das Ganze bei stehendem oder langsam fahrendem Auto nicht funktioniert.
Die wirklich letzte estaurieringsaufgabe, die mir an meiner 15-H noch übrig blieb, war Restaurieren und montieren des Heizungssystems. Die Tatsache, dass ich bereits drei Jahre ganz zufrieden mit dem Auto herumfahre, ist ein Hinweis für die Dringlichkeit dieser Aufgabe. Die benötigten Materialien lagen jedoch herum und “für's Gesicht” gehören sie doch ans Auto, meinte ich.
Beim 15-Six sind die Teile ein wenig abweichend: der Trichter ist dem nach hinten neigenden Kühler angepasst und das Rohr ist etwas länger. Beim 15-H sind die Teile nochmals abweichend: das Rohr hat zwei Knicke, warscheinlich mit dem Zweck die HD-Pumpe zu umgehen. Der Schein trügt jedoch! Ich fürchte, dass die Leitenden des Bureau d’Étude damals übersehen hatten, dass 50 bis 60 Jahre später fleissige Schrauber möglicherweise beide Varianten, mit und ohne Knick, besitzen würden. Das hätten die doch wissen müssen, als sie damals die schöne jedoch stümperhafte Vorrichtung dem Zeichenbrett entnommen haben! Bitte nicht weiter erzählen, aber das gerade Rohr eines “normalen” 15-Six passt genauso gut auf die 15-H (siehe Abbildung unten). Es berührt dabei die HD-Pumpe und deren Keilriemen nicht! Zugegeben, es war etwas frech, dies mal auszuprobieren; ich konnte es jedoch nicht lassen.
15Six Heizungsrohr passt auch auf 15-Hydraulique
Zurück zu meiner Arbeit. Die Blechteile wurden zuerst entrostet und von alten Farbschichten befreit. Dabei erschien glücklicherweise glänzendes Blech. Als ich mit meiner Stahlbürste jedoch bei einen der Knicke anlangte, schien es, als ob plötzlich Gold sichtbar würde. Ganz so schön war es allerdings nicht, aber es stellte sich heraus, dass die Nähte, statt einfach zusammengeschweisst, mit Kupfer (hart)gelötet wurden. Was war denn der Grund dafür? Ich vermute, dass das Schweissen des dünnen Bleches beim Anfertigen zu höherem Ausfall geführt haben würde.
Mit Löten kann ja wenig schief gehen. Es nimmt jedoch mehr Zeit und man braucht Kupfer zum Löten.
Da sich jetzt herausstellt, dass eben auch die geraden Röhren ohne Probleme für die 15-H verwendet hätten werden können, ergibt sich erneut die Frage, was im Kopf dieses “Heizungsrohrgenies” herumgegangen sein muss. Die 15-H kostete erheblich mehr als die “normale” 15-Six. Vielleicht sollte dies dazu beitragen, beim Kunden den Eindruck zu erwecken, er hätte mit einer 15-H wirklich etwas Aussergewöhnliches gekauft. Die 15-H war – und ist - ein aussergewöhnliches Auto mit aussergewöhnlichen Fahreigenschaften, das Yin-Yang des Heizungsrohrs hätten die Hersteller aber meiner Meinung nach ruhig weglassen können.
Zickzack Heizungsrohr der 15-Hydraulique