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Ein wunderschönes und lehrreiches Wochenende in der Nordschweiz |
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Ein wunderschönes und lehrreiches Wochenende in der Nordschweiz | ||
Bericht: Günter Morscheiser, Fotos: Karl Kaltbrunner | ||
Nachdem ich bereits seit ca. 2 Jahren stolzer Besitzer eines 11er Rädli Baujahr 1950 bin und diesen aus dem Zustand „Schrott auf Rädern“ in 100 %iger Eigenleistung zu einem, wie ich denke, durchaus vorzeigbaren Schätzchen mit Namen Lilly verwandelt hatte, habe ich mich im Winter dazu durchgerungen, mich an einem Lehrgang unter professioneller Leitung anzumelden. „Durchgerungen“ deshalb, weil mir Lehrgänge, Schulungen und Fortbildungen bereits seit Abschluss des Studiums ein Gräuel sind und denen ich, wenn irgendwie möglich, aus dem Wege gehe. Da der April oder der Mai in unseren Breitengraden nicht gerade die Monate sind, denen man eine unbedingte Wetterstabilität nachsagt und unsere Lilly zudem mit einer Beleuchtung ausgestattet ist, die sicherlich einem Christbaum alle Ehren bereiten würde, aber nicht unbedingt für Nachtfahrten auf der Autobahn geeignet ist, habe ich mich entschlossen, die immerhin über 400 km aus dem Hunsrück nach Benken mit PKW und Trailer mit Traction huckepack anzugehen. Start Donnerstag 9:00 Uhr, ….Autobahn Richtung Süden, erstes Ziel: Bodensee, um diesen mit der guten alten Lilly zu umrunden und auch um sie an ein paar kleineren Bergetappen zu testen. |
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Die Fahrt auf der Autobahn war interessant und lustig. Immer wieder konnte ich im Rückspiegel
beobachten, wie sich irgendwelche jungen Hüpfer (Autos) mit einer für Trailerverhältnisse affenartigen Geschwindigkeit von hinter näherten, plötzlich abbremsten, eine Weile hinter mir fuhren und dann langsam überholten. Im Vorbeifahren gab es öfters bewundernde Blicke oder anerkennende Handzeichen, niemals nach oben gestreckte Mittelfinger oder ähnliches wegen meiner doch recht langsamen Fahrweise. |
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Die Umrundung des Bodensees war toll, es gab keine nennenswerten Zwischenfälle, sieht man einmal davon ab, dass ich wegen einer Unmenge von Baustellen und Umleitungen mehr als eine halbe Stunde benötigte, um mein in Radolfzell geparktes Gespann wieder zu finden. Zu allem Überfluss hat das dortige Ordnungsamt auch noch ein nicht gerade preiswertes Foto meines Oldtimers gemacht, als ich suchender Weise durch ein Wohngebiet gefahren bin. Gegen 18:00 Uhr bin ich in Benken eingetroffen, baustellenbedingt nicht gerade auf dem direkten Weg, aber in allen kleinen Orten, die ich passiert habe, war mein Gespann ein Hingucker. Zunächst bin ich kurz zu Agi und Daniel um meine Ankunft zu melden. Daniel hat mich herzlich begrüßt und für den Abend zu einem Glas Wein eingeladen. So konnte ich feststellen und bewundern, dass die beiden nicht nur drei Oldtimer besitzen, sondern auch ihr Haus liebevoll mit allerhand Sammlungen wie Fotoapparaten, Drehorgel, Modelleisenbahnen, Grammophon u.s.w. und immer wieder „Citroen“ dekoriert haben. Gemütlich. Wir kamen schnell ins Gespräch und ich hatte nie das Gefühl, dass dies mein erster Besuch hier sei, sondern ich fühlte mich vom ersten Moment an wohl und willkommen. Der Abend ging wie im Fluge vorbei, wobei wir nicht nur „Benzin“ geredet haben. Nach einer ruhigen Nacht und einem üppigen Frühstück im Dorfgasthof trafen wir, d.h. sechs weitere Teilnehmer und ich, uns im „Säli“ des Gasthofes zur Theorie. Wir waren vier Schweizer und drei Deutsche, was von mir erhöhte Aufmerksamkeit in der Kommunikation erforderte. Wenn die Schweizer sich untereinander unterhielten, konnte ich oft nicht unterscheiden, ob sie sich gerade über einen öligen Vergaser, die Machenschaften der USB, oder über Schweizer Kochrezepte amüsierten. Aber Daniel dolmetschte und bat die Eingeborenen immer wieder darum, deutsch zu reden. Vor dem Gasthof hatten wir unsere Schätzchen in Reih und Glied positioniert. |
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Daniel hatte sein Equipment, bestehend aus Beamer, Laptop, Modellen und allerlei Ersatzteilen bereits im Voraus aufgestellt. Mit der von ihm verfassten Reparaturbroschüre als Vorlage sind wir dann in die Tiefen der Tractiontechnik eingestiegen. Entgegen meiner sonstigen Lehrgangsgepflogenheiten bin ich bis zum Ende der Veranstaltung nicht ein einziges Mal eingeschlafen, im Gegenteil: Ich hatte nicht einmal mit irgendwelchen Ermüdungserscheinungen, wie sie sonst bei mir üblich sind, zu kämpfen. Daniel hat es perfekt geschafft, selbst die trockenste Theorie interessant, teilweise mit lustigen Ergänzungen geschmückt, an den Mann zu bringen. Hätte ich auf der Penne einen solchen Physiklehrer gehabt, wäre sicherlich erheblich mehr hängen geblieben. Für den Abend haben wir uns dann zu dem „Tag der offenen Weinkeller“ verabredet, der zufällig (?) an diesem Tag im Benken abgehalten wurde. Wir waren in einer Straußenwirtschaft (wie man das im Rheinland nennt), also auf dem Hof eines Weingutes und konnten uns bei einer Weinprobe davon überzeugen, dass es auch in der Schweiz gute Weine gibt. Außerdem gab es kleine (nicht nur) ortstypische Gerichte. Als es dann, insbesondere den wenigen Vertretern des zarten Geschlechts, zu kühl wurde, haben uns Agi und Daniel noch zu einem Schlummertrunk und einem Stück Kuchen in ihr Zuhause eingeladen. Hier ließen wir dann den Tag bei netten Unterhaltungen (wieder nicht nur Benzin) ausklingen. Am Samstagmorgen folgte dann der praktische Teil der Ausbildung in der Eberli-Garage. Im Hof parkte Daniels Six Familiale und sein C4, in der Garage stand Agis noch nicht restauriertes C4-Taxi. Außerdem der komplette Fuhrpark der Teilnehmer. Dass ich morgens nicht gerade einer der Schnellsten bin, kam mir an diesem Morgen zugute, denn da ich als letzter der Teilnehmer auf den Hof gefahren kam, winkte mich Daniel direkt auf die Grube seiner profimäßig eingerichteten Garage. |
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Schnell war festgestellt, dass ein Bremszylinder klemmte, ein Achsschenkel zu viel Spiel hatte, Fazit: Das Wochenende war lehrreich, kurzweilig, lustig und jeden einzelnen Cent, den ich |
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