zurück
     

Wie weit kann man bei Umbau eines Oldtimers gehen?

Rudolf Weber

Das Oldtimerhobby kennt viele Facetten. Leider sind die Vertreter der verschiedenen Sparten unter den Veteranenliebhabern häufig untolerant und sind der Ansicht, dass einzig ihre Art, diese Freizeitbeschäftigung auszuüben die richtige ist.

Grob einteilen kann man die Liebhaber der klassischen Fahrzeuge in folgende Kategorien:

Der Fundamentalist:
Der absolute Originalzustand ist alles entscheidend. Wird ein moderne Lack statt eines Original-Nitrolackes verwendet, erzeugt das schon Stirnrunzeln. Natürlich sind Kabel textilumsponnen und Flüssigkeitsbehälter mit der ursprünglich Aufschrift versehen. Teile sollte original sein oder mangels solcher sollten dem Original exakt nachproduzierte Ersatzteile verwendet werden.

Die Fundamentalisten lassen sich wiederum in zwei Unterkategorien einteilen:

Der Ueberrestaurierer:

In ihrem Bestreben nach absolutem Originaleindruck entstehen Restaurierungen, welche vorgaukeln, dass das Fahrzeug soeben die Fliessbänder der Autofabrik verlassen habe. Dabei geht aber praktisch jeder Hauch der Geschichte des Autos verloren. Man sieht dem Auto sein Alter nicht mehr an.

Der Patinaliebhaber:

In jüngerer Zeit verlagert sich der Fokus der perfekten Restaurierung mehr und mehr auf den möglichst umfassenden Erhalt der Originalsubstanz. Man könnte auch von einer sanften Restaurierung sprechen. Dabei wird das Fahrzeug technisch in einen einwandfreien Zustand versetzt. Lack, Chrom und Leder resp. Stoffe versucht man zu erhalten, Reparatur und Reinigung müssen genügen. Somit bleibt dem Wagen auch sein ursprünglicher Geruch erhalten. Das Fahrzeug darf stolz sein Alter zeigen.

Der Optimierer:
Zwar ist die Traction ein alltagtaugliches Strassenfahrzeug, welches aber durchaus Optimierungspotential enthält. Optimierer legen wert auf ein originalgetreues Äusseres, tüfteln aber im Versteckten ständig an Verbesserungen, um die gröbsten Schwachstellen der 50- bis 70 jährigen Konstruktion zu mildern. Dazu gehören sicher raffiniert getarnte elektronische Zündanlagen und Verteiler, Verbesserte Motor-Aufhängung, Kühlwassertemperatur- und Öldruckanzeiger. Die originalen Antriebswellen werden durch homokinetische Kugelgelenke ersetzt, wodurch etwas mehr Laufruhe entsteht.

Der Umbauer:
Der Umbauer freut sich zwar am historischen Aussehen seines Wagens, begnügt sich aber damit, dass das Auto optisch ein Oldtimer ist. Was unter der Haube ist, wird auch mit nicht zeitgenössischem Zubehör oder mit modernen Ersatzteilen optimiert. Dazu gehört sicher der Einbau eines 4-Gang-Getriebes, der Umbau auf 12 Volt (sofern es sich nicht um ein englisches Fahrzeug handelt) und der Einbau eines entsprechenden Alternators.

Der Hot Rod Liebhaber:
Der Hot Rod Liebhaber ist das Gegenextrem zum Fundamentalisten. Er steht dazu, dass er keinen Oldtimer fährt, sondern sich durch einen Oldtimer zu seiner Kreation hat inspirieren lassen. Original ist meist nur die Karosserie, welche selbst aber häufig ebenfalls massiv abgeändert wird. Dadurch entstehen Fahrzeuge, welche zwar keinerlei historischen Wert besitzen, aber faszinierende Unifikate darstellen, wie sie vor allem in den Vereinigten Staaten sehr beliebt sind.

 

Eine Traction-Hot Rod
Traction Hot Rods sind äusserst selten. Zum einen ist dieses Fahrzeug in den USA äusserst selten, zum anderen ist es für Autos mit massive Umbauten, wie Hot Rods sie darstellen, in Europa nur sehr schwierig eine Strassenzulassung zu erhalten.

Im Ebay wurde kürzlich eine Traction Hot Rod versteigert. Ich möchte die Bilder dieses kuriosen Fahrzeuges den Lesern nicht vorenthalten.

Diese Traction wird durch einen 4.3 Chevrolet V6 Motor angetrieben, hat Klimaanlage, Servobremsen, Servosteuerung, einstellbare Luftfederung und natürlich Scheibenbremsen.
Weitere Details kann man den Bildern entnehmen.

Möchte uns jemand zu diesem kontroversen Thema seine Meinung sagen?

Diskussionsbeiträge bitte an rudolf@weber-gubser.ch

 

 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 
     
 

Beiträge zu diesem Artikel

Helge Torgersen aus Wien: Wie original ist original?

Marcel Ganser aus Ems: Traction mit Silikontitten?

Uwe Baumstark: Traction Originalitätszirkus


Karl-Heinz Wimmer aus Deutschland:

Hallo

Ich besitze einen Traction 11CV BL Baujahr 1950 , eine D Super 5 Bj. 1975, einen 2 CV Charleston , einen BX, einen CX Turbo2 und einen XM.

Mein Traction hat eine Klappen-Kühlerhaube weil er mir einfach damit besser gefällt !!!
Das original Lenkrad ist in sehr gutem Zustand und noch vorhanden ich habe es aber durch ein Leichtmetall -Lenkrad mit Lederüberzug und
eingelegten Holzspeichen ersetzt. Dieses Lenkrad habe ich auf einem Flohmarkt erworben - nach meinen Erkundigungen dürfte es sich um ein original Zubehör handeln.
Das Auto ist seit 7 Jahren in meinem Besitz und in topp Zustand.
Ich finde man sollte mit seinem Fahrzeug Freude haben und nicht nur auf 100% ige Originalität bestehen.

Mit freundlichen Grüßen

Wimmer Karl - Heinz
karlheinz.wimmer@cnh.com