zurück

Technische Tips und Ratschläge ohne Gewähr, jede Haftung wird abgelehnt!


Bremsen Traction Avant
Autor: Daniel Eberli


Die Bremsen unserer Tractions verlangen nach regelmässiger Pflege. Die Bremsflüssigkeit muss spätestens nach zwei Jahren ersetzt werden, da sie Kondenswasser aufnimmt, was in den Bremszylindern zu Standschäden führt. Zudem sinkt mit zunehmendem Wasseranteil der Siedepunkt, so dass es bei starker Beanspruchung der Bremsen (zum Beispiel bei einer Pass-Abfahrt) zu Dampfblasen in den Bremsleitungen kommen kann. Im Gegensatz zur Bremsflüssigkeit lässt sich Dampf komprimieren, so dass kaum mehr eine Bremswirkung erzielt werden kann.

Das Kondenswasser sammelt sich am tiefsten Punkt der Bremsanlage: In den Radbremszylindern [21]. Die Kolben [24] in den Radbremszylindern rosten fest, und wenn man die Bremse das nächste Mal betätigt, werden sie losgerissen. Dabei wird die Oberfläche im Zylinder beschädigt, es kommt zu Poren und Kratzern, so dass die Gummilippen [25] nicht mehr sauber dichten. Bremsflüssigkeit dringt um den Kolben herum in die Staubmanschette und tropft von dort innert kurzer Zeit auf die Innenfläche der Bremstrommel. Beim nächsten Bremsvorgang gelangt die Flüssigkeit auf die Bremsbeläge, diese verölen und werden glashart. Die Bremswirkung lässt rapide nach und die Bremsen ziehen einseitig. Fazit: Wer seine Bremsflüssigkeit nicht regelmässig wechselt, riskiert im besten Fall eine Totalrevision der Bremsen.

Zum Abziehen der vorderen Bremstrommel der 11CV vom Konus der Antriebswelle ist unbedingt ein Spezialabzieher notwendig. Dieser muss im Bereich der Nabe ansetzen. Auf gar keinen Fall darf ein Abzieher an den Schrauben oder am äusseren Rand der Trommel ziehen: Die Trommeln werden dadurch verzogen und unbrauchbar!

Generell ist zu bedenken, dass die Bremstrommeln nur im äussersten Notfall von einem Fachbetrieb ausgedreht werden dürfen. Durch das Ausdrehen nimmt die Wandstärke ab, und die Trommeln werden noch empfindlicher auf Verzug.
Bei Derendinger wurden in den letzten Jahren Ersatzbremszylinder für 11CV verkauft, welche mit falschen Kolben bestückt waren. Es ist wichtig, dass die richtigen Kolben in Form eines "Gewichtsteines" montiert sind. Zwar funktionieren die anderen am Anfang auch, aber mit der Abnutzung der Bremsbeläge kommen sie zu weit heraus. Sie können verkanten, was zu einem Blockieren der Bremse führen kann, oder es kann zu fatalem Ölverlust kommen.
Die richtigen Kolben können bei den Garagisten des CTAC gekauft werden. Gegebenenfalls können auch die alten Kolben mit einem Schleifpapier soweit bearbeitet werden, dass sie weiter verwendet werden können. - Der Zustand der Oberfläche der Kolben ist nicht so wichtig wie derjenige der Zylinder, weil an den Zylinderwänden die Gummiteile dichten müssen.


Es lohnt sich, die Bremsteile mit einem speziellen Bremsfett einzustreichen. Probleme mit Rost lassen sich damit drastisch reduzieren. Wenn man ohnehin die Bremstrommel demontiert, sollte man die Gelegenheit nützen, um alle beweglichen Teile gängig zu machen. Dazu gehören auch die unteren [20] und oberen [22, resp. 71] Exzenter zum Einstellen der Backen [26 und 27]. Selbstverständlich müssen die Bremsen am Schluss der Arbeiten entlüftet werden.

Zum Einstellen der Bremsbacken braucht man nicht unbedingt ein Einstellgerät. Wenn man mit einer Kreide horizontale Striche auf die Bremsbeläge macht und danach die Trommel provisorisch montiert, dreht und wieder demontiert, sieht man, wo die Trommel streift, und man kann sie mit einem kleinen Mehraufwand an Zeit ebenfalls passgenau einstellen.Beim untenstehenden Bild ist anhand der Rostspuren feststellbar, wie weit die zu kurzen Kolben aus dem Zylinder gepresst worden sind. Es leuchtet ein, dass dies zu gefährlichen Situationen führen kann.

Gute Bremsen sind das halbe Leben. Wer nichts davon versteht, muss diese Arbeiten dem Fachmann überlassen!