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Mein geliebtes Hobby ..... Teil 2

Text und Bilder: Karel Beukema toe Water  

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Da ich an meinem Six Motor seriöse Arbeit machen wollte, bastelte ich mir ein zusätzliches Gestell, in dem der Motorblock umgekehrt aufgestellt und fixiert werden kann. Der Motorblock steht jetzt stabil und das Ganze lässt sich mit einem Motorenkran z.B. hinten in mein C4 Picasso laden, damit ich den Block falls notwendig zu einem Spezialisten transportieren kann.

 
Six Motorengestell – “MR 3053-60 bis”   Motorblock wird in das Gestell heruntergelassen
 
Six Block umgekehrt auf Gestell   Bolzen zwischen Motorstützen und Gestell

Im Citroën Werkstatthandbuch sind in den Abbildungen 28 und 29 einige selbst-herzustellende Gestelle für den Six Motor enthalten. Die Gestelle, die für den geradeaufstehenden Motor bestimmt sind, heißen MR 3301-10 bzw. MR 3301-20 (letzteres habe ich inzwischen mehrmals hergestellt und euch in verbesserter Form auch schon mal beschrieben). Für den umgekehrten Motor gibt es ein „Support MR 3053-60“. Auf den würde ich meinen zu bearbeitenden Motorblock jedoch ungerne aufstellen, denn er würde nie stabil stehen. Für die wichtigen am unteren Teil des Six Motors durchzuführenden Schraubarbeiten muss der Block so fixiert sein, dass er ohne umzustürzen Drehmomente bis zu 30 kg/m verkraften kann. Deuten wir also mein neues Gestell mal mit „MR 3053-60 bis“ an. Die Zufügung „non vendu“ gehört bestimmt dazu, denn ich werde das Ding nicht kommerziell vertreiben.
Wer daran interessier ist, wie man ein solches Hilfsgerät herstellt, dem gebe ich den Tipp: baue zuerst den Six Motor aus und zerlege den soweit, dass nur der nackte Block mit der Kurbel- bzw. der Nockenwelle übrig bleibt. Der Rest ist Kinderspiel! Anders gesagt: man braucht den Block um die Fixierungen und Passklotzen so positionieren zu können, dass der Block vollkommen bewegungslos eingeklemmt und angeschraubt werden kann. Ein weiterer Tipp ist, dass man ein solches Gestell eigentlich nie schwer genug machen kann. Umso schwerer (und genau passender) es ist, desto leichter wird die spätere Schraubarbeit, denn man ist sicher, dass der Block unter allen Umständen stehen bleiben wird.
Dieses Gestell stellte ich auch deswegen her, da ich die Möglichkeit haben wollte, die Hauptlagerkappen der Kurbelwelle zu entfernen und letztere eventuell insgesamt ohne Beschädigungen aus dem Block zu heben. Die Kurbelwelle eines Six Motors wiegt schon alleine mehr als 20 KG und die Muttenr der vier Hauptlagerkappen sind mit 12 kg/m festgezogen. Um sie nach vielen Jahren zu lockern braucht man meistens mehr Kraft. Mit einem Fuß oder einer Knie kann ich mich jetzt richtig gegen das Bodenbrett des Gestells abstützen und - notfalls mit einem verlängerten Hebel am Schlüsse l- dosiert Kraft setzen. Sowohl beim Lockern, wie auch beim Festziehen mit Hilfe eines Drehmomentschlüssels, wirkt dies recht angenehm und ich bin mir jedes Mal sicher, dass die richtige Kraft angewandt wird.
Die schwierigste Arbeit beim Demontieren einer Six Kurbelwelle ist immer das Lockern der großen zentralen Mutter am hinteren Ende. Mit dieser einzelnen Mutter wird das gesamte „hintere Zeug“ an der Kurbelwelle zusammengehalten: das Stirnrad der Kette für die Nockenwelle und der - beim Six Motor aussen montierte -Träger des Anlaserskranzes. Zudem kommt, dass auch das Axialspiel der Kurbelwelle mit dieser Mutter eingestellt wird. Sie gilt wohl als eine der wichtigsten und auch empfindlichsten Befestigungen des Six Motors, denn unerwünschtes Lockern dieser Mutter kann desaströse Folgen haben - für die Kurbelwelle, wie auch für den gesamten Motor.

Vom Werk aus wurde dieses „Moyeu de damper“ mittels einer großen Kronenmutter befestigt. Das Problem heutzutage ist, dass der spezielle Steckschlüssel (1810-T), mit dem diese Kronenmutter gelockert oder festgeschraubt werden muss, nicht vorhanden ist. Ohnehin lässt sich diese Stelle nur bei ausgebautem Motor erreichen, denn der Anlasskranz des Six Motors befindet sich hinten am Motor anstatt beim Schwungrad, wie üblich.
Zum Glück sind im Laufe der Zeit für diese Kronenmutter brauchbare Alternativen in Form von Sechskantmuttern verfügbar geworden, die - je nach Ausstattung - entweder mit einem 42-er oder einem 46-er Steckschlüssel festgeschraubt werden können. Bevor diese Alternativen verfügbar waren, sind bei manchen Überholungen von Six Motoren die originellem Kronenmuttern, mangels des richtigen Steckschlüssels, mit Meißeln festgeschlagen worden, was nicht immer eine perfekte Fixierung garantiert hat.

Im Falle meines Six Motors wurde die große Kronenmutter bereits vor 20 Jahren durch eine Sechskantmutter ersetzt, die mit einem Steckschlüssel der seltenen Größe 42 angeschraubt werden muss. Damals habe ich nur für diese Mutter für sehr viel Geld einen passenden Steckschlüssel von Industriequalität kaufen müssen. Nachher habe ich auf einer Börse für viel weniger Geld noch einige Exemplare bekommen können, die genauso gut passen. Zur Zeit werden für die Six Kurbelwelle auch Sechskantmütter in der Größe 46 angeboten. Der 46-er befindet sich in mehreren Steckschlüsselsätzen für größere Abmessungen, welche relativ günstig zu bekommen sind. Ich habe probeweise versucht, den Anlasskranz mit einer solchen 46-er Mutter festzuziehen und das ging sehr wohl.
Das Lockern und Festziehen dieser zentralen Mutter ist auch deswegen so schwierig, weil sich die Kurbelwelle und der Motorblock nicht leicht fixieren lassen, damit das erforderliche Drehmoment von 30 kg/m (etwa 300 Nm) verkraftet werden kann. Im Citroën Werkstatthandbuch ist angegeben, dass die Kurbelwelle innerhalb des Blocks mit Hilfe eines Holzklotzen blockiert werden muss. Wie man den Motorblock selbst gegen dieser Gewalt fixieren und vor Umstürzen hüten soll, wird jedoch nicht erwähnt. Da hat sich mein selbstgebasteltes Gestell als hilfreich erwiesen. Sowohl das Lockern (diese Mutter saß sehr fest und ich brauchte einen verlängerten Hebel!), wie auch das Festziehen mit dem großen Drehmomentschlüssel gelingt ohne gefährliche akrobatische Touren. Dies hat große Vorteile: erstens bekommt der Schrauber keine Verletzungen - die sonst nicht auszuschließen sind -, zweitens wird nichts beschädigt oder zerstört und drittens ist man sicher, dass beim Festziehen das richtige Drehmoment angewandt wird.

 
Sechskantmutter als Ersatz für de Kronenmutter   Verlängerter Hebebaum für das Lockern der Mutter
 
Seltener 42-er Steckschlüssel   Die Mutter wurde ohne Schwierigkeiten gelockert
 
Sechskantmuttern - 42 und 46-er   46-er Steckschlüssel passt richtig in der Nabe
 
Vorgeschriebenes Drehmoment: 30 kg/m!   Sechskantmutter mit 30 kg/m festgezogen

Nach dem Entfernen der Hauptlagerkappen und dem Herausheben der Kurbelwelle konnte ich den Zustand der Hauptlagerschalen kontrollieren und mit Hilfe von Plastigauge eine vorläufige Messung der Lagerspiele durchführen. An sich bin ich mit den Ergebnissen nicht unzufrieden (das gemessene Spiel liegt bei den Hauptlagern zwischen 0,05 und 0.07 mm). Für einen Motor, der nach seiner Überholung im Jahr 2000 inzwischen 55.000 km zurückgelegt hat, finde ich dies nicht schlecht. Ein Klubkollege, der bei unserer Kriegsmarine beruflich Motorenrevisor ist, wird jedoch mit Hilfe von Micromessern das Lagerspiel viel genauer und rundum messen können. Diese Möglichkeit werde ich mir nicht entgehen lassen, denn ich will mir vollkommen sicher sein, dass es verantwortet ist, den Motor mit den bestehenden Lagern wieder zusammenzubauen. Kostenmäßig wäre dies selbstverständlich eine günstigere Lösung.

 
1. (vordere) Hauptlagerkappe   Lagerspiel 0,05 mm - mit Plastigauge gemessen
 
Kurbelwelle aus dem Motorblock entfernt   Halbe Schale des 1. Hauptlagers im Block

Mein geliebtes Hobby – Teil 1

Fortsetzung folgt