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Die Sache mit dem Marienkäfer

Autor: Hans Georg Koch


       



Liebe Clubmitglieder,
Das Jahr ist bereits zu einem Viertel vorbei, es ist also höchste Zeit, jetzt endlich in den Citroën zu steigen und ein paar Kilometer zur fahren.

Die erste Ausfahrt habe ich dieses Jahr zusammen mit unserem Clubmitglied Josef Mehri bereits am 19. März, dem Josefstag unternommen, absolut ungeplant und unvorbereitet.
Es war ein wunderschöner Sonntag und wir trafen uns vor der Pinte in Grosswangen um 10 Uhr morgens. Sepp Mehri schlug vor, zum Mittagessen ins Tessin zu fahren, da an diesem Tag die temporären Wirtschaften, die Grottos, eröffnet würden.

Ich verliess mich blind auf seine Wirtschaftsgeografie. Mit seiner Erfahrung als gewohnt guter Esser, wie ich ihn seit langem kenne, dürfte das kaum schief gehen, und wir durften uns auf ein feudales Mittagessen freuen.

Hans Georg Koch
Den Traction hatte ich um halb zehn unter den Tüchern hervorgeholt, mit dem Handhebel an der Benzinpumpe Benzin angesaugt, die Batterie wieder angeschlossen und nach kurzem "örgelen" mit dem Anlasser lief die Maschine auf mindestens drei Zylindern. Der Auspuff erinnerte mich mit deutlich sonorem Sound wieder an das Loch im Topf, das ich im Herbst noch zuschweissen wollte, zu spät um jetzt etwas zu unternehmen. Ich kontrollierte das Kühlerwasser, es fehlten zweieinhalb Liter, das Motorenöl, hier war genügend vorhanden, das Bremsöl, ich konnte den Behälter nicht öffnen, erst nach Einsatz der Wasserpumpenzange zeigte sich auch hier ein akzeptabler Niveaustand. Ich kratzte die Autobahnvignette von Pattys Auto und klebte sie hinter dem Rückspiegel an die Traction. Langsam rollte ich rückwärts aus der Garage, alles o. k. Wie könnte es bei einem solchen Auto auch anders sein, welches schon 48 Jahre Erfahrung auf Schweizer Strassen hat.

Wir fuhren also in gemächlichem Tempo in Richtung Luzern, um die Autobahn in Emmen zu erreichen, Sepp fuhr mit seinem Commerciale und der ganzen Familie in Sonntagskleidern voraus und Patty und ich hielten uns in vorschriftgemässem Abstand dahinter. Der Motor klang vertrauensvoll, lief rund, und die Temperatur hielt sich um die 60°C.

Wir durchquerten den Seelisberg im Tunnel und erfreuten uns erneut an der Aussicht auf den Vierwaldstättersee, als urplötzlich der Motor abstarb, er lief zwar noch im Leerlauf, aber wenn ich Gas geben wollte war der Ofen aus. Ich blinkte auf den Pannenstreifen und kam 50 m vor dem nächsten Tunnelportal zum Stillstand. Die schwachen Rücklichter des Commerciale von Familie Mehri verglimmten in den Tiefen des Tunnels und es war plötzlich ganz ruhig.

Patty nahm das Natel und informierte Sepp über die aufgetretene Störung und bat, auf der Gotthardraststätte auf uns zu warten. Dann suchten wir ein Pannendreieck und sicherten die Pannenstelle von hinten ab. Ich öffnete die Motorhaube und kontrollierte die Benzinzufuhr. Die Benzinpumpe war voll, keine Luftblasen im Schauglas, der Filter vor dem Vergaser war ebenfalls gefüllt. Ich packte das Werkzeug aus und schraubte mit dem 14er Schlüssel den Düsenträger der Hauptdüse heraus. Das Benzin spritzte zuerst auf alle Seiten und ergoss sich nachher über den heissen Auspuff, wo es verdampfte glücklicherweise ohne sich zu entzünden. Auf dem Knie versuchte ich mit einem Schraubenzieher die Düse aus dem Düsenträger den ich mit dem Gabelschlüssel festzuhalten versuchte, herauszuschrauben.

Was ich jetzt antraf liess mich die Stirne wirklich kräftig runzeln. Soweit ich das unbekannte Objekt identifizieren konnte, welches die Hauptdüse vollständig verstopft hatte, musste es sich um einen kleinen, der Länge nach halbierten Marienkäfer handeln. Es war aber nur noch das Chitinskelett vorhanden, wahrscheinlich bereits jahrelang in Bleibenzin konserviert. Die Farben hatten sich alle zu einem intensiven Schwarz verwandelt. Ich konnte diesen Fremdkörper mühelos entfernen und blies die Düse mit dem Mund kräftig durch. Bei dieser Gelegenheit verbreitete sich der Benzingeschmack auch in meinem Mund. Eine Sichtkontrolle ergab eine vollständig offene und durchgängige Hauptdüse. 135 Hundertstel Millimeter volles Rohr. Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge. Zweimal das Gaspedal durchtreten und starten, der Motor lief wieder. Werkzeug zusammenpacken und im Kofferraum verstauen. Patty rannte um das Pannendreieck einzuholen und dann rollten wir auf dem Pannenstreifen zum Beschleunigen.

Familie Mehri trafen wir auf der Raststätte und der Rest des Sonntags verlief in geruhsamen Bahnen. Die knusprigen Costinis vom Grill, der Merlot und das ausgezeichnete Dessert liessen uns die Mühen der Anfahrt nach Cama schnell vergessen. Wir genossen die bereits deutlich wärmende Sonne, die durch das Geäst, das noch kein Laub trug auf die Gartenwirtschaft herunterschien.

Einige Clubmitglieder habe ich auch am Oldtimer und Teilemarkt in Bern angetroffen, der sich dieses Jahr in etwas veränderter Form präsentiert hat, da die sonst übliche Zelthalle abgebrochen wurde. Für meinen Geschmack hat die Ausstellung in den neuen Hallen wesentlich gewonnen und die Shows der verschiedenen Clubs haben mir gefallen. Die grössere Distanz zwischen der alten und den neuen Hallen zerschneidet aber den Markt ein wenig.
Die Idee mit der Schaufensterpuppe welche unter dem aufgebockten Auto liegt (mit den Militärschuhen von Udo Kenkel) die wir im letzten Jahr an unserem Stand präsentiert hatten, wurde vom Volvo Amazon Club wieder aufgenommen und noch etwas perfektioniert. Die Puppe lag nicht nur am Boden, sondern es wurde sogar unter dem Auto geschweisst. Ausgezeichnet gemachte Licht- und Klangeffekte liessen den Zuschauer zweimal hinsehen. Dies beweist auch, dass nicht nur unsere Autos zwischendurch einmal geschweisst werden müssen!

Ich freue mich auf die kommenden Clubaktivitäten dieses Jahres, die schon einiges versprechen. Ich bin sicher, dass wir an den Treffen, wie auch dazwischen wieder des öftern über fachliche und kulinarische Fragen diskutieren werden. Dies bereichert unsere (manchmal krankhaft wirkende) Freizeitbeschäftigung.

Euer
Hans Georg Koch
Präsident CTAC