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Der CTAC "au bord de la mer"
Eine Fahrt ans 70-Jahre Traction Avant Jubiläum in Dünkirchen

Rudolf Weber

2004 ist das Jahr, in welchem es 70 Jahre her ist, dass die erste Traction Avant bei den Citroën Werken in Paris vom Band rollte. Kein Wunder, dass in diesem Jubiläumsjahr verschiedenste Veranstaltungen dieses Jubiläum feierten. Für den Tractionisten stellte sich allerdings die Qual der Wahl. Welcher Anlass würde wohl am attraktivsten sein?

Im Vorfeld des Jubiläums tauchten an verschiedenen Messen und Meetings Flyers für ein Treffen der besonderen Art auf. Ambitiöse Tractionisten wollten versuchen 1000 Tractions "au Bord de la mer" zu versammeln. Und Dünkirchen sollte mit seiner langen Meerespromenade den würdigen Hintergrund zu diesem Spektakel bilden.

Das tönte interessant. Einerseits lockte eine faszinierende Fahrt durch Frankreich bis an den Ärmelkanal und andererseits konnte der zentrale Ort dieses Treffens sicher Fahrer aus Frankreich, Belgien, Holland, England und Deutschland wegen seiner zentralen Lage anlocken. Sondierungsgespräche am Clubstamm und an der GV stiessen bei einigen Clubmitgliedern auf Interesse. Schlussendlich gelang es, eine Gruppe von acht Fahrzeugen mit 13 Insassen zu bilden, welche alle ihren Veteranen die lange Reise an die Nordsee zutrauten.


Die CTAC-Delegation von links: Walti Homberger, Vreni Schorta, Gerhard und Monika Trümel, Ruedi und Corin Bräuer, Beda Braun, Albi Schorta, Elisabeth und Rudolf Weber, Heinz Peschek, Jürg und Trudi Deller

 

Natürlich würde man den langen Weg jedesmal in zwei Tagesetappen zurücklegen, womit auch genug Zeit vorhanden wäre, die durchfahrene Region zu geniessen. Walti Homberger nahm sich die Zeit, mittels einer Frankreichkarte eine attraktive Route zu planen. Teilweise konnte er sich noch auf die Erfahrungen der legendären "Tour de Champagne" aus dem Jahr 1997 abstützen.

Donnerstag - erster Reisetag

Die reiselustige Schar traf sich erstmals auf der Autobahnraststätte Pratteln um die weitere Route zu besprechen.. Acht Fahrzeuge im Konvoi quer durch Europa zu führen, ist weder einfach noch zweckmässig. Deshalb wurden Fixpunkte festgelegt, an denen man sich jeweils wieder traf.

Die Fahrt führte durch das, nach wie vor chaotische Basel (wann ist diese Autobahnverbindung wohl endlich fertig?), zum französischen Zoll und weiter durchs Elsass nordwärts.


Auf dem Col du Bonhomme - sind die Motoren nicht zu heiss geworden?

Die Vogesen wurden via den Col du Bonhomme überquert, welcher durch eine schöne Passstrasse erschlossen ist, welche den Fahrern sichtlich Spass machte. Auf Grund der Reihenfolge des Eintreffens auf der Passhöhe war schon jetzt ersichtlich, welche Fahrer eher dem Rallye-Stil fröhnen und welche dem gemütlichen "cruisen" den Vorzug geben. Ebenso deutlich wurde, wer die Navigation mittels Landkarte beherrschte und wer eher nach Gefühl fuhr, was nicht immer den kürzesten Weg garantierte.

Weiter ging's in nordwestlicher Richtung via Nancy Richtung Verdun. Bedrückend war das Auftauchen von mehr und mehr Soldatenfriedhöfen, welche bis heute Zeugnis für das sinnlose Morden des 1. Weltkrieges sind. Die Friedhöfe sind schön nach Nationen getrennt. Ebenfalls deutet die Farbe der Grabsteine auf die Nation der verstorbenen Soldaten hin. Gut sichtbar und gut gekennzeichnet waren die Gedenkstätten der alliierten Truppen während diejenigen der Deutschen eher diskret gestaltet waren.


Das "angebrannte" Schloss in Bazeilles

Am Abend, bei Eintreffen in Bazeilles, wurde ein erster Höhepunkt erwartet, die Übernachtung in einem Schlosshotel. Die Schlösser der verarmten französischen Adeligen wurden häufig zu Hotels umgewandelt, so dass quer durch Frankreich eine ganze Reihe von Schlosshotels registriert sind. In Bazeilles wurde ebenfalls ein solches angeboten. Die Wirklichkeit sah dann aber etwas anders aus. Leider brach vor geraumer Zeit im Schloss ein Brand aus. Der Besitzerfamilie fehlt das Geld für die Restaurierung.

Das Hotel war aus diesem Grund in einem Nebengebäude untergebracht, bot aber zu keinerlei Klage anlass. Nur eben - der Swimmingpool war etwas gar klein, was aber Albi Schorta und Walti Homberger nicht von einem Bad abhalten konnte. Da das Wasser aber nur knöcheltief war, verbot sich leider ein Kopfsprung ins kühlende Nass.


Walti und Albi lassen sich den Spass nicht verderben

Das Dinner wurde in einer "Orangerie" serviert, einem historischen Gebäude mit gepflegtem Service. Entsprechend gut fiel das Fazit dieses ersten Reisetages aus.

Freitag - Zweiter Reisetag

Der zweite Tag führte via Arras nach Dünkirchen. Dünkirchen selbst liegt nicht etwa, wie der Webmaster fälschlicherweise angenommen hatte, in Belgien, sondern in Frankreich, nahe der belgischen Grenze. Der Ortsname tönt bereits flämisch (Dunkirk, wie man in Belgien sagt). Berühmt wurde die Ortschaft im zweiten Weltkrieg, als die englische Armee ihr 330'000 Mann zählendes Expeditionskorp, welches durch den raschen deutschen Vorstoss überrascht wurde, am 27. Mai 1940 nach England evakuierten.

Heute sieht man in Dünkirchen von den Kriegswirren nichts mehr. Aussergewöhnlich an dieser kleinen Industrie- und Hafenstadt war dafür, dass das ganze Ortsbild von Tractions dominiert war. So muss es etwa im Paris der 50er Jahr ausgesehen haben. Von überall her und in allen Richtungen kreuzten Tractions durch die Strassen, auf der Suche nach ihren Hotels, nach den verschiedenen Treffpunkten des Jubliäumsanlasses oder ganz einfach auf Sightseeing.


Bei der Registrierungsstelle

Die Schweizergruppe nächtigte ziemlich zentral in einem Hotel welches nur eine kleine Unterflur-Garage aufwies. Doch eine parkierte Traction mehr oder weniger auf der Strasse spielte keine Rolle. Ein allfälliger Autodieb hätte bei dieser Auswahl unglaubliche Qualen durchstehen müssen. Doch sowohl Tractionisten wie auch die Einheimischen sind friedliche Leute, so dass der Anlass ohne böse Zwischenfälle abgehalten werden konnte.

Der erste Gang nach Zimmerbezug galt der Registrierungsstelle, wo man alle nötigen Unterlagen erhalten konnte. Der Abend wurde in einem der vielen Strandrestaurants in fröhlicher Runde beschlossen.

Die Strandpromenade: links Blick Richtung Südwesten, rechts Blick Richtung Nordosten

Samstag - dritter Reisetag

Der Samstag stand voll im Zeichen der historischen Fahrzeuge und verlangte von den Begleiterinnen entsprechend Toleranz. Allerdings muss hier erwähnt werden, dass Monika Trümel nicht etwa als Begleiterin ihres Mannes in seinem 15CV Décapotable mitfuhr, sondern ihren eigenen 7CV führte. Somit war sie nicht nur fahrerisch gefordert sondern musste auch die Navigation nebst dem Lenken erledigen!

Ein makeloses, sehr frühes 7CV Modell
Bevor sich die Schweizer zur grossen Schau aufmachten, suchten sie nach bewährter Tradition eine Tankstelle auf, wo jedes Fahrzeug nochmals gründlich gereinigt wurde. Erst jetzt wurden die Prunkstücke zur grossen Strandpromenade gelenkt.

Das rote Fahrzeug ist noch mitten in der Revision - selbst die Heckscheibe fehlt - kein Grund für den Fahrer, zu hause zubleiben!
Das war nun wirklich ein Erlebnis. Nach der Einweisung fuhr man entlang der bereits ausgestellten Fahrzeuge bis zum Ende der Reihe und parkte dann ein. Es ist schwierig, den Eindruck, den diese vielen Tractions auslösten, in Worte zu fassen. In einer endlose Reihe standen sie Seite an Seite am Quai. Rein Abschreiten dieser Formation dauerte etwa 20 Minuten. Und da auch die riesige Promenade nicht ausreichte, standen weitere Fahrzeuge auf einem anschliessenden Parkplatz.


Zwar dürfte es sich kaum um die gewünschten 1000 Fahrzeuge gehandelt haben, die Organisatoren sprachen aber von sicher über 500 teilnehmenden Tractions.

Hätte man jedes Auto gründlich studiert, wäre der Bummel entlang des Strandes wohl nicht einmal in einem Tag zu bewältigen gewesen. Ohne systematische Ordnung waren Fahrzeuge jeglichen Jahrganges, jeden Modelles und in jedem denkbaren Zustand anzutreffen.


Interessante Spezialkarosserie
Ein Fahrzeug - nur mit Grundierung bemalt - war noch in der Revision. So fehlte z.B. noch die Heckscheibe oder die Scheibenwischer. Den Fahrer hinderte dies jedoch nicht, nach Dünkirchen zu fahren. Natürlich waren auch Exoten anzutreffen, u.a. eine Traction, welche mit einem Dieselmotor angetrieben wurde oder die berüchtigen Rostlauben, denen man das Alter nun wirklich ansieht. Besonders interessant waren die verschiedensten Ausführungen mit Spezialkarosserie.

Die legendäre Traction Avant 22CV
Das zweite Highlight dieser Jubiläumsveranstaltung war eine Ausstellung im grossen Kursaal. Hier waren exemplarische Tractions zu sehen und zwar im Umfeld weiterer Oldtimers aus der selben Zeitepoche. Dies erlaubte einen guten Vergleich mit der zeitgenössischen Konkurrenz.

Der grosse Kursaal enthielt ebenfalls einen Teilemarkt, wo die bekannten Ersatzteilhändler ziemlich lückenlos anzutreffen waren.
In einer Ecke war liebevoll eine Autogarage aufgebaut worden, welche mit zeitgenössischem Werkzeug bestückt war. Mitten drin stand, ziemlich ramponiert - nein, das war doch gar nicht möglich - eine 22CV Traction, einer jener legendären 8-Zylindermaschinen, welche am Automobilsalon 1934 ausgestellt waren, aber gar nie in Serienproduktion gingen. Hatte nun doch eines dieser sagenumwobenen Fahrzeuge überlebt? Die Sensation wäre perfekt.
Der 8-Zylinder Motor

Der geniale Frontantrieb - ausgestellt wie 1934

Doch nein - es sollte nicht sein. Die angebliche 22CV Traction war eine geschickte Attrappe, welche ein Holländer namens Bouwe de Boer auf der Basis einer normalen Traction hergestellt und erstmals am ICCCR in Holland ausgestellt hatte. Immerhin gab sie einen guten Eindruck, wie dieser Prototyp einmal ausgesehen hat. Ebenfalls inspiriert durch den 34er Salon war die Nachstellung jenes Fahrzeuges, welches das genial einfache Prinzip des Motor-Getriebe-Vorderachsenblocks zeigte. Natürlich war das Ganze mit den damaligen Werbetafeln ergänzt.

Eigentlich wäre an diesem Nachmittag die grosse Ausfahrt angesagt gewesen. Die Schweizer befürchteten aber, dass sich der Parcours bei dieser Menge von Fahrzeugen als mühsam erweisen würde. Zudem hatte ja schon die Anreise einen guten Eindruck von der flämischen Landschaft gegeben. Man unternahm deshalb individuelle Ausflüge in und um Dünkirchen.

Auch diesen Abend verbrachte die Reisegesellschaft an der Promenade in einem der kleinen Restaurants, wo bei gutem Essen und feinem Wein die Höhepunkte des Tages nochmals diskutiert wurden.


Sonntag - vierter Reisetag


Am Sonntag gab es erstmals technische Probleme an Schweizer Fahrzeugen. Da jedoch Albi Schorta (mit Ehefrau Vreni) mit von der Partie war, hatte niemand echte Bedenken, stecken zu bleiben. Der erste Vorfall war ein Zündungsproblem an Gerhard Trümels 15CV Décapotable. Am Sonntag früh konnte das aber repariert werden. Doch nun erwischte es Albi Schorta selbst. Ein äusserst seltsames Geräusch aus Richtung Vorderachse liess Böses vermuten.

Albi bei der Sonntagsbeschäftigung: rechts im Kreis die Schraube
Albi hob das Fahrzeug an, demontierte die Felgen, suchte aber vergebens nach der Ursache.Kein Spiel im Radlager, Lenkung perfekt, nichts auffälliges. Die Lösung war dann ganz einfach. Eine kleine, hässliche Schraube hatte sich von der Strasse ins Gummiprofil des Reifens gebohrt. Zum Glück hatte sie den Schlauch nicht perforiert, so dass das Entfernen des Fremdkörpers das Problem regelte.

Brügge - im Hintergrund das Ratshaus
Obwohl das Tractionfest noch den ganzen Sonntag dauerte, verliess die Schweizergruppe den Ort des Geschehens, einerseits, weil es in Flandern noch viel zu sehen gab, andererseits weil man befürchtete, dass die Gattinnen nach allzuviel Oel und Rost künftigen Anlässen fernbleiben würden. Als Ziel wurde das belgische Brügge anvisiert - angeregt durch Ruedi Bräuer, der dieses historische Juwel in früheren Jahren schon einmal besichtigt hatte. Immer parallel zur Küste haltend, zogen die Tractions Richtung Nordosten.

Bei einem Tankstopp entstand dann eine heftige Diskussion, ob man schon in Belgien sei oder noch in Frankreich. Die EU hat die Grenze so unsichtbar gemacht, dass man gut aufpassen muss, um sie nicht zu verpassen. Eher seltsam mutet hingegen an, dass die Beschilderung nicht EU-weit geregelt ist. So färbt Belgien (wie die Schweiz) Autobahntafeln grün, die übrigen Wegweiser blau. Frankreich verfährt hingegen genau umgekehrt. Wenn man also von Frankreich kommend den grünen Tafeln Richtung Brügge folgt, und den Grenzübertritt nicht bemerkt, befindet man sich plötzlich auf einer Autobahn.

Doch dieses Missgeschick konnte vermieden werden. Die Tractionisten wussten, dass doch die lokalen Strassen für die alten Damen viel zweckmässiger waren. Leider enttäuschte die belgische Küstenlandschaft. Hässliche Häuserblocks - an Ostblock-Plattenbauten erinnernd - verschandeln in vielen Teilen die sonst reizvolle Landschaft. Belgien ist also - im Gegensatz zu Frankreich - was die Landschaft betrifft, definitiv kein Reiseziel.


Touristen lassen sich mit Tractions fotografieren

Umso überraschender war dann der Eindruck, den Brügge auslöste. Brügge ist - in der historischen Innenstadt - ein lebendiges Denkmal, welches eine gute Vorstellung vermittelt, wie die ehemaligen Hansestädte vor zwei- oder dreihundert Jahren ausgesehen haben. Der Wohlstand der Bürger führte zu prachtvollen öffentlichen und privaten Bauten. Ein dichtes Kanalnetz erinnert an Venedig. Zum Glück wurde aber Brügge nicht den Touristen überlassen sondern ist bewohnt und belebt.

Selbst ein mässiger Autoverkehr wird toleriert um zu verhindern, dass die Stadt zum Museum gerät.Die Tractionisten benutzten ein Hotel mitten in der Stadt und erregten mit ihrem Motorfahrzeugpark bei den Touristen einiges Aufsehen. Gleich reihenweise mussten die Veteranen als Fotosujets herhalten. Bald tauchte aber die Polizei auf, welche sicherstellte , dass die Tractions schleunigst in die Hotelgarage gefahren wurden. Nach Zimmerbezug und Erfrischung führte Ruedi Bräuer die Gruppe zu einem Schiffsteg, wo Grachtenboote auf Besucher warteten.


Walti Homberger lässt sich für einmal chauffieren - in den Grachten von Brügge

Elisabeth Weber beim Stadtbummel. Auch die Häuser der einfacheren Leute sind unverändert erhalten geblieben und bieten heute gesuchten Wohnraum.
Einzigartig war die nun folgende Grachtenfahrt, auf der man die langsam vorbeiziehenden, historischen Bauten in aller Ruhe bestaunen konnte. Der weitere Nachmittag wurde wiederum der Privatinitiative der Teilnehmer überlassen, welche Flohmärkte erkundeten, Kirchen bestiegen oder eine der verführerischen Schokoladegeschäfte besuchten, die an jeder Ecke anzutreffen sind. Das gemeinsame Nachtessen geriet perfekt, hatte doch Ruedi Bräuer Plätze in einem ausgezeichneten Lokal mitten in der historischen Innenstadt reservieren lassen.

Zauberhaftes Brügge by night

Beim Bummel zurück ins Hotel konnte dann noch "Brügge by night" bewundert werden. Die vielen angestrahlten Gebäude liessen die Stadt noch zauberhafter erscheinen als am Tage.

Montag - fünfter Reisetag
Früh Tagwache und Abfahrt. Der Montag sollte nämlich nicht nur der Reise dienen, sondern auch einen Eindruck der durchfahrenen Champagnerlandschaft hinterlassen. Rasch wurde von Belgien wieder nach Frankreich gewechselt, wo sich die Fahrzeuge individuell oder in kleinen Gruppen Epernay, im Herzen der Champagne näherten. Leider geriet der Zeitplan für Einzelne etwas in Verzug.

So kam es, dass nur ein Teil der Gruppe ein Grossunternehmen in Epernay besichtigen konnte, während die anderen, zu denen der Berichterstatter zu zählen ist, direkt nach Cramant fuhren, wo ein kleiner Familienbetrieb einen guten Einblick in die Champagner-Kleinproduktion bot. Offensichtlich ist nicht nur der Boden an der Oberfläche wichtig für den Champagneranbau sondern auch das Gestein darunter. Die in Bezug auf den Produktionsprozess idealen Bedingungen (Luftfeuchtigkeit und Temperatur) erhält man durch einfaches Graben im Untergrund.
Im Champagner-Keller. Aufmerksam wird den Erläuterungen gelauscht. Von links: Gerhard und Monika Trümel, Walti Homberger, Albi Schorta

Tausende von Flaschen müssen regelmässig von Hand gedreht werden.
Dieser ist nämlich kreidehaltig. Kreide hat genügend Festigkeit, dass ohne zusätzliche Stützen Gewölbe gegraben werden können, ist aber trotzdem so weich, dass das Aushöhlen mit der Kettensäge erfolgen kann. Gleichzeitig ist es im Gesteinsinneren so feucht, dass nach kurzer Zeit alles mit einem feinen Schimmel belegt ist. Selbst elektrische Kabel sehen dann aus, wie mit Angora-Wolle umsponnen. Gerade diese Feuchtigkeit bei praktisch konstanter Temperatur ist aber die Voraussetzung für den Champagner-Reifungsprozess.
Bei der anschliessenden Degustation tauchten dann die Anderen wieder auf, so dass gemeinsam über die Qualität der probierten Schaumweine diskutiert werden konnte. Weiter ging es durch grosse Weinfelder in der lieblichen, mit sanften Hügeln durchzogenen Champagne, zum letzten Etappenziel in Vertus. Nochmals wurde eine Unterkunft bezogen und früher als auch schon verschwanden die meisten im Zimmer, galt es doch, diesen langen und mit Eindrücken äusserst angefüllten Tag zu verarbeiten.

In der Champagne. Von links: Elisabeth Weber, Heinz Peschek, Vreni Schorta, Monika und Gerhard Trümel, Walti Homberger, Rudolf Weber, Albi Schorta.

Dienstag - sechster und letzter Reisetag


Leider gestaltete sich die Abfahrt Richtung Schweiz nicht ganz so programmgemäss, wie vorgesehen. Jürg Deller machte vor der Abfahrt als ehemaliger Pilot einen gründlichen "Preflight-Check" bei dem sich herausstellte, dass sein Bremsöl-Behälter praktisch leer war. Und bei Gerhard Trümel traten wieder die Zündprobleme auf. Der leidgeprüfte Albi stürzte sich also wieder in den Overall und ging den Problemen auf den Grund.

Albi und Gerhard am Zündverteiler

Beim Décapotable konnte durch das Auswechseln einer zu langen Schraube im Zündverteiler die provisorische Fahrtüchtigkeit wieder hergestellt werden. Beim Légère von Jürg Deller sah es böser aus. Ein Bremsschlauch war durch den natürlichen Alterungsprozess so spröde geworden, dass Bremsflüssigkeit austreten konnte. Aber Wunder gibt es immer wieder. Genau die richtigen Ersatzteile hatte Albi in Dünkirchen bei einem Händler erworben, nur hätte er nie gedacht, dass er diese so rasch benötigen würde.

 

Die weitere Fahrt verlief ruhig und nochmals genossen die Reisenden die einzigartige Landschaft der Champagne und später des Juras. In Delle, kurz vor der Schweizer Grenze, traf man sich nochmals an einem Fixpunkt, von wo aus die Fahrer teilweise individuell die Heimreise antraten. Ein Kerngrüppchen blieb zusammen und genoss die Fahrt durch ein nur selten befahrenes Schweizer Randgebiet. Via Pruntrut, und Dellsberg wurde Balsthal erreicht. Ein lauschiges Gartenrestaurant eignete sich ausgezeichnet für ein letztes, gemeinsames Abendessen.

Nachdem man sich in Frankreichs Lokalen problemlos auf französisch unterhalten konnte und die belgischen Service-Angestellten problemlos in ihren beiden Landessprachen flämisch und französisch parlierten, konnte die Nationalität der sehr netten Serviertochter in Balsthal weder auf Grund ihrer Sprache noch ihres Aussehens lokalisiert werden und war das Bestellen eines einfachen Menüs aufgrund der sprachlichen Schwierigkeiten mit einigem Aufwand verbunden. Nun war allen klar - wir sind nach sechs Tagen und über 1'500 unfallfreien Kilometern glücklich wieder in der Schweiz !

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