Ahoi Jungs,
ich habe gerade bei meiner 15CV familiale den Motor überholt (ausgebaut
hab ich das Monster natürlich auch), weil ich so ein lästiges
Klopfen bei bestimmten Drehzahlen hatte. Bisweilen konnte man dem begegnen,
indem man die Zündung etwas zurücknahm oder etwas Gas wegnahm.
Zylinderkopf, Vergaser, Zündung überholen war alles gut und
schön und mit jeder Überholung einer Baugruppe wurde die Alte
besser. Bezüglich des Klopfens hat es aber so richtig nichts gebracht
- ja da hab ich aufgemacht! Ich habe darüber auch hin und wieder
mit Daniel Eberli gesprochen und er hat mir wertvolle Hinweise gegeben.
"Entschuldige Daniel, ich hoffe du nimmst mir dieses Lob nicht krumm
und dein Telephon kollabiert nicht." (Hier schreiben wir Telefon
mit ph - oder besser: Fernmeldeapparat).
Und siehe da, bei einem Zylinder war das Pleuellager (original, gegossen)
ausgelaufen, das heißt das Lagermetall war in Stücken ausgebrochen.
Die Motorlaufleistung war bestimt recht hoch, denn die Laufbuchsen und
die Kolbenringe waren ebenfalls ordentlich verschlissen (Durch Verschleißmessungen
und Berechnungen an Zylindern und Kolben hatte der Motor mit Sicherheit
über 100 000 km gelaufen). Eine Prüfung der anderen Pleuel und
der Hauptlager brachte nichts Unanständiges zu Tage. Lediglich die
Oelpumpe hatte etwa 0,3 mm Flankenspiel zwischen den Zahnrädern.
Da ich über die Tractionoelpumpe nichts Vernünftiges fand, habe
ich meinen guten Trzebiatowsky, den Gottvater des Kraftfahrzeugmaschinenbaus,
herausgekramt. Dieser meint, dass ein Flankenspiel von ca. 0,1 bis 0,15
mm toleriert werden kann. So ist es nun etwa mit dem neuen Zahnradsatz.
Da nun an meinem Motor nur ein Pleuellager verschlissen war und die anderen,
auch die Hauplager allesamt in Ordnung waren, führe ich den Schaden
dennoch nicht auf die Oelpumpe zurück, sondern vermute, dass das
Pleuellager zu kalt ausgegossen wurde und das Lagermetall nicht optimal
mit der Trägerschicht verbunden war.
Meine persönliche Schlußfolgerung: Alles ist gut, solange Oel
irgendwie gefördert wird und sauber ist, also regelmäßig
gewechselt wird, denn kommt erst einmal ein Tröpfchen Oel in ein
Lager, das in Ordnung ist, so baut sich der Druck im Lagerspalt durch
Hydrodynamik von ganz alleine auf Werte auf, die keine Oelpumpe, sei sie
auch noch so neu, erreichen wird. Die Oelpumpe hat also nur die Aufgabe
ein wenig Oel zu den Lagern zu schaffen, den Rest machen diese naturgemäß
von alleine.
Der Motor ist bei fast 3 Litern Hubraum und so um 70 bis 80 PS - die von
den meisten von uns aus Vorsicht gar nicht genutzt werden - sowiso nicht
so richtig streng gefordert - es ist kein Raketenmotor. Innere, lokale
Hitzestaus durch geringen Oelfluß kann man getrost vernachlässigen.
Zumindest können wir sicher sein, dass es für die Wärmeabfuhr
unerheblich ist ob die schlappe Pumpe nun einen Liter Oel pro Minute mehr
oder weniger fördert. Die Oelmenge wird wohl so niedrig sein, dass
es schon fast egal ist, wieviel Oel kommt - Hauptsache ist, dass es kommt!
Vergesst alle Umrüstungen und Neuerungen, macht euch keine Sorgen,
es hat früher genau so funktioniert, wie ihr es heute in den Motoren
vorfindet. Ja und man darf auch nicht vergessen, dass die Autos früher
nicht weggeworfen, sondern in die Scheune gestellt wurden, wenn sie nicht
mehr ordentlich liefen - wenn man sie dort also heute findet und herauskramt,
muss man sich nicht wundern, wenn sie ein wenig verschlissen sind und
einer Überholung bedürfen.
Was diese Motoren mit ihrer lausigen Schmierung allerdings nicht vertragen
ist kalter, gequälter Kurzstreckenverkehr - der macht mit dem Lastwagen
und einem Wendekreis eines Sattelschleppers mit Anhänger ohnehin
keinen Spaß. Einparken in der Stadt ist bei der Familiale auch nicht
drin (ich halte einfach an und steige aus und die Reise ist zu Ende).
Ja und wenn wir es wie früher machen, also eine Winterpause einlegen
und für die Kurzstecken das Velo benutzen, ist doch alles gut - das
hält uns und unsere Maschinen am Leben und bei guter Gesundheit.
Uwe Baumstark
Vergl. dazu
auch die früheren Diskussionsbeiträge
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